Strecke: Arth am See – Arth-Goldau
Hier liegt die Strecke
Geschichte
Der Ausgangspunkt der Arth – Rigi Bahn war die Schiffstation am Zugersee. Aehnlich wie bei der Vitznau – Rigi Bahn noch heute, war die ARB nicht an das Schweizerische Bahnnetz angeschlossen. Der Bahnanschluss kam erst mit der Eröffnung der Gotthardbahn zustande. In der wechselvollen Geschichte der ARB Talbahn können wir drei Epochen unterscheiden. Jede neue Epoche brachte Veränderungen in der Streckenführung.
1. Epoche 1875 bis 1882
Die Rigibahnzüge verkehrten ab Arth am See. (Die meisten Reisenden kamen mit dem Schiff). Die Gotthardbahn war noch nicht eröffnet.
Die Bergstrecke der Rigibahn begann bereits in Oberarth und hatte bis Goldau eine Steigung von 80 0/00. Die Strecke war mit Zahnstange ausgerüstet. Die durchgehenden Personenwagen wurden von Arth bis Oberarth mit der Adhäsionslok befördert. In Oberarth stellte sich dann die Zahnradlok hinter den Zug und fuhr über Goldau zur Rigi hoch.
2. Epoche 1882 bis 1897
Mit der Eröffnung der Gotthardbahn wurde die Wechselstation Adhäsion / Zahnrad nach der neuen GB Station Arth-Goldau verlegt. Die maximale Steigung musste durch Trassee Korrekturen von 80 0/00 auf 65 0/00 reduziert werden. Die Station Arth-Goldau der ARB wird zur Kopfstation. Der grösste Teil der Rigi-Besucher reist nun mit der Gotthardbahn an. Die Frequenzen der Talbahn ab Arth am See brechen ein. Das spätere Dienstgleis zum ARB Depot ist nichts anderes als das ehemalige Streckengleis zum alten Bahnhof Arth-Goldau der Gotthardbahn.
3. Epoche 1897 bis 1959
Mit dem Bau der Strecke Zug – Arth-Goldau ändert sich die Situation für die ARB ein weiteres Mal. Mit dem neuen Keilbahnhof wird auch ein neues Bahnhofgebäude nördlich vom GB Gebäude erstellt. Die Adhhäsionsstrecke von Arth endet nun auf dem neuen Bahnhofplatz in Arth-Goldau. Die Rigi Bergbahn hat ihren Ausgangspunkt in einem Hochbahnhof der quer über den Gleisen der Gottharbahn steht. Die Zeit der durchgehenden Personenwagen ab Arth am See war damit zu Ende. Das alte Streckengleis zum ehemaligen GB Bahnhof bleibt als Zufahrt zum ARB Depot erhalten.
Mit der Eröffnung der Gottharbahn war die Funktion der Talbahn als Zubringerstrecke zur Bergbahn weitgehend aufgehoben. Wohl gab es immer noch Reisende zur Rigi die mit dem Schiff eintrafen, doch der grösste Teil der Fahrgäste der Talbahn waren Reisende zwischen Schiff und Gottharbahn sowie Einheimische die die Bahn als Nahverkehrsmittel nutzten.
Die Frequenzen blieben auf recht tiefem Niveau stabil und als eine Rollmaterial-Erneuerung dringend wurde entschied man sich zum Wechsel auf Busbetrieb.
Streckenführung
Wenige Meter von der Schiffstation entfernt wartete der Triebwagen auf seine Gäste. In fast gerader Linienführung gings leicht ansteigend bis zur Station Oberarth, wo die 65 0/00 Steigung begann. Durch den kurzen Tunnel und über drei kleine Metallbrücken wurde der Bahndamm der Gotthardbahn erreicht. Hier befand sich die Weiche welche das Verbindungsgleis zum ARB Depot anschloss. Dieses Dienstgleis unterfuhr die Gotthardlinie. Das Streckengleis wandte sich nach der Weiche gegen Osten und erreichte wenig später den Bahnhofplatz von Arth-Goldau. Nebst dem kleinen Tunnel und den Brücken wies die Strecke keine nennenswerten Kunstbauten auf.
Die Fahrzeit betrug 12 Minuten.
Die verschiedenen Streckenvarianten der ARB in Arth-Goldau
- Die Zahnradstrecke beginnt bereits in Oberarth. Die Gotthardbahn ist noch nicht in Betrieb. Depot und Werkstätte befinden sich in Oberarth.
- Die Gotthardbahn ist in Betrieb. Die ARB ist gezwungen eine Stichstrecke zum Bhf Arth-Goldau der GB zu führen. Die Talbahn (Adhäsionsstrecke) führt nun bis Arth-Goldau. Hier wird die Zahnradlok an den Zug gestellt. Depot und Werkstätte werden von Oberarth nach Arth-Goldau umgesiedelt.
- Mit der Einführung der Strecke von Zug wird der Bahnhof Arth-Goldau neu gestaltet mit verlegtem Empfangsgebäude. Talbahn und Bergbahn werden betrieblich getrennt. Die Talbahnstrecke wird zum Bahnhofplatz umgeleitet.
- Die Bergbahn erhält einen neuen Abfahrtsort auf einer Reiterstation quer über der SBB Gleisanlage.
Was blieb erhalten? Stand 2007
Auch die letzten Gebäude der Talbahn sind inzwischen verschwunden. Das ehemalige Bahntrassee lässt sich jedoch noch auf der ganzen Länge als Fussweg und Strasse begehen (Tramweg). Auch der Tunnel im obern Streckenteil ist zur Strasse ausgebaut und begehbar. Zwei Brücken sind umgebaut und auch für den Strassenverkehr offen. Der ehemalige Streckenast zum ARB Depot ist ebenfalls noch auszumachen, allerdings steht nun im Mittelteil bereits ein Wohnhaus. Die hier liegende Metallbrücke ist noch im alten Zustand und nur der Schienen und Planken beraubt. Ein kurzes Stück vom Dienstgleis ist noch vorhanden und dient als Abstellgleis beim Depot.
Bahnwandern 2007
Kommt man mit dem Schiff in Arth am See an, geht man zwei Häuser landeinwärts und kommt hinter der Kirche zur Bushaltestelle. Hier lag auch die Abgangsstation der ARB Talbahn. Auf der südlichen Seite des Platzes beginnt ein schmales Strässlein das bald einmal zum reinen Fussweg wird. Der Strassenname lautet «Tramweg». Ueber eine grössere Wiese zieht das Trassee in leichtem Bogen Richtung Oberarth. Beim Kindergarten sehen wir rechterhand einen grössern Parkplatz. Dies war der Standort des Stationsgebäudes von Oberarth. Nach wenigen Metern kommen wir, nun auf einer Quartierstrasse, zur untern Brücke über die Rigiaa und sehen dahinter bereits den übermässig hohen Tunnel, der durch die Trasseeabsenkung zu solchem Uebermass kam. Wir sind nun in der 60 0/00 Steigung welche bis zur Endstation Arth-Goldau anhält. Nach der obern Rigiaabrücke wird das Trassee wieder zum Fussweg bis kurz vor der Hauptstrasse welche zum Bahnhof Arth-Goldau führt.
Das Verbindungsgleis zum ARB Depot überquerte hier die Hauptstrasse und führte unter der SBB Strecke hindurch zum Bereich der Zahnradbahn. Unter der SBB Brücke ist noch der ARB Brückentorso (noch einmal über die Rigiaa) zu sehen. Das Trassee zieht noch einige Meter weiter bis es vor einem Privatgrundstück endet.
Das Hauptgleis allerdings bog bei erreichen der Hauptstrasse nach links ab und folgte dieser seitlich und auf Eigentrassee bis auf den Bahnhofplatz Arth-Goldau, wo die Bahnfahrt zu Ende war.
Wanderzeit: 45 Minuten.
Allgemeine Daten
Betriebsaufnahme Strecke: | |
Arth am See – Goldau | 4.06.1875 |
Betriebseinstellung Strecke: | |
Arth am See – Arth-Goldau SBB | 31.08.1959 |
Streckenabbruch | anschliessend |
Ersatzbetrieb | Bus |
Streckenlänge | 2,6 km |
Gleis mit Zahnstange bis 1882 | 1,3 km |
Zahnradsystem | Riggenbach |
Spurweite | 1435 mm |
Kleinster Kurvenradius | 180 m |
Grösste Neigung | 66 0/00 (urspr. 80 0/00) |
Anzahl Weichen | 4 |
Anzahl Stationen und Haltestellen | 10 |
Tiefste Station (Arth am See) | 420 m.ü.M. |
Höchste Station (Arth-Goldau SBB) | 510 m.ü.M. |
Depot / Werkstätte | Arth-Goldau |
Anzahl Tunnel | 1 |
Anzahl Brücken (über 2 m Länge) | 3 |
Betriebsart | Elektrisch |
Elektrischer Betrieb ab | 1906 |
Stromsystem | Gleichstrom |
Spannung | 600 V |
Personalbestand | durch Bergbahn |
Beförderte Personen 1900 | 42 096 |
Beförderte Personen 1958 | 265 084 |
Anzahl Zugspaare 1958 | 23 |
Kupplungssystem | Normal |
Bremssystem | elektr. Bremse / Druckluft |
Stromabnehmer | Panto |
Fahrzeugbreite | 3,15 m |
Anstrich der Personenfahrzeuge | blau / weiss |
Höchstgeschwindigkeit | 20 km/h |
Rollmaterial bei Betriebseinstellung
Triebfahrzeuge
Typ | Nr. | Baujahr | Lieferfirmen | Länge | Gewicht | Leistung | Plätze | Bemerkungen |
m | t | PS | 2. Klasse | |||||
BDe 2/2 | 1 | 1906 | MAN/Wüest | 10,40 | 19 | 120 | 40 | 1966 Abbruch |
BDe 2/2 | 2 | 1906 | MAN/Wüest | 10,40 | 19 | 120 | 40 | 1959 Abbruch |
Personenwagen
Typ | Nr. | Baujahr | Lieferfirmen | Länge | Gewicht | Plätze | Bemerkungen |
m | t | 2. Klasse | |||||
B2 | 21 | 1912 | Fribourg/ARB | 9,40 | 5 | 62 | 1959 Abbruch |
B2 | 22 | 1886 | Fribourg/ARB | 9,70 | 5 | 30 | 1959 Abbruch |
Güterwagen
Typ | Nr. | Baujahr | Lieferfirmen | Länge | Gewicht | Ladegewicht | Bemerkungen |
m | t | t | |||||
K | 7 | 1876 | Gebr. Gartell | 8,00 | 7,0 | 12,5 | 1959 Abbruch |
M | 5 | 1875 | Aarau | 4,27 | 2,2 | 7,5 | 1959 an Bergbahn |
Stationen und Haltestellen
Name | Bahn km | Höhe m.ü.M. | HG | NG |
Arth am See | 0,0 | 420 | 1 | 1 |
Oberarth | 1,4 | 448 | 2 | |
Arth-Goldau | 2,6 | 510 | 1 |
HG = Hauptgleise, NG = Nebengleise
Bilder aus der Betriebszeit
Fotos nach der Betriebseinstellung (Spurensuche 2007)
Literatur
Der Dampfbetrieb der Schweiz. Eisenbahnen, Birkhäuser Verlag
Schweiz. Eisenbahnstatistik 1905 / 1950, Amt für Verkehr
Aufgehobene Bahnen in der Schweiz, VRS Verlag
Schienennetz Schweiz, AS Verlag
Talbahn Arth – Goldau, Prellbock Verlag