Strecke: Arth am See – Arth-Goldau

Der BDe 2/2 Nr. 2 in Arth-Goldau. 1958 Foto P. Willen
Hier liegt die Strecke

Arth liegt am südlichen Ende des Zugersee.
Geschichte
Der Ausgangspunkt der Arth – Rigi Bahn war die Schiffstation am Zugersee. Aehnlich wie bei der Vitznau – Rigi Bahn noch heute, war die ARB nicht an das Schweizerische Bahnnetz angeschlossen. Der Bahnanschluss kam erst mit der Eröffnung der Gotthardbahn zustande. In der wechselvollen Geschichte der ARB Talbahn können wir drei Epochen unterscheiden. Jede neue Epoche brachte Veränderungen in der Streckenführung.
1. Epoche 1875 bis 1882
Die Rigibahnzüge verkehrten ab Arth am See. (Die meisten Reisenden kamen mit dem Schiff). Die Gotthardbahn war noch nicht eröffnet.
Die Bergstrecke der Rigibahn begann bereits in Oberarth und hatte bis Goldau eine Steigung von 80 0/00. Die Strecke war mit Zahnstange ausgerüstet. Die durchgehenden Personenwagen wurden von Arth bis Oberarth mit der Adhäsionslok befördert. In Oberarth stellte sich dann die Zahnradlok hinter den Zug und fuhr über Goldau zur Rigi hoch.
2. Epoche 1882 bis 1897
Mit der Eröffnung der Gotthardbahn wurde die Wechselstation Adhäsion / Zahnrad nach der neuen GB Station Arth-Goldau verlegt. Die maximale Steigung musste durch Trassee Korrekturen von 80 0/00 auf 65 0/00 reduziert werden. Die Station Arth-Goldau der ARB wird zur Kopfstation. Der grösste Teil der Rigi-Besucher reist nun mit der Gotthardbahn an. Die Frequenzen der Talbahn ab Arth am See brechen ein. Das spätere Dienstgleis zum ARB Depot ist nichts anderes als das ehemalige Streckengleis zum alten Bahnhof Arth-Goldau der Gotthardbahn.
3. Epoche 1897 bis 1959
Mit dem Bau der Strecke Zug – Arth-Goldau ändert sich die Situation für die ARB ein weiteres Mal. Mit dem neuen Keilbahnhof wird auch ein neues Bahnhofgebäude nördlich vom GB Gebäude erstellt. Die Adhhäsionsstrecke von Arth endet nun auf dem neuen Bahnhofplatz in Arth-Goldau. Die Rigi Bergbahn hat ihren Ausgangspunkt in einem Hochbahnhof der quer über den Gleisen der Gottharbahn steht. Die Zeit der durchgehenden Personenwagen ab Arth am See war damit zu Ende. Das alte Streckengleis zum ehemaligen GB Bahnhof bleibt als Zufahrt zum ARB Depot erhalten.
Mit der Eröffnung der Gottharbahn war die Funktion der Talbahn als Zubringerstrecke zur Bergbahn weitgehend aufgehoben. Wohl gab es immer noch Reisende zur Rigi die mit dem Schiff eintrafen, doch der grösste Teil der Fahrgäste der Talbahn waren Reisende zwischen Schiff und Gottharbahn sowie Einheimische die die Bahn als Nahverkehrsmittel nutzten.
Die Frequenzen blieben auf recht tiefem Niveau stabil und als eine Rollmaterial-Erneuerung dringend wurde entschied man sich zum Wechsel auf Busbetrieb.
Streckenführung
Wenige Meter von der Schiffstation entfernt wartete der Triebwagen auf seine Gäste. In fast gerader Linienführung gings leicht ansteigend bis zur Station Oberarth, wo die 65 0/00 Steigung begann. Durch den kurzen Tunnel und über drei kleine Metallbrücken wurde der Bahndamm der Gotthardbahn erreicht. Hier befand sich die Weiche welche das Verbindungsgleis zum ARB Depot anschloss. Dieses Dienstgleis unterfuhr die Gotthardlinie. Das Streckengleis wandte sich nach der Weiche gegen Osten und erreichte wenig später den Bahnhofplatz von Arth-Goldau. Nebst dem kleinen Tunnel und den Brücken wies die Strecke keine nennenswerten Kunstbauten auf.
Die Fahrzeit betrug 12 Minuten.

Streckenskizze Google Earth
Die verschiedenen Streckenvarianten der ARB in Arth-Goldau

Arth-Goldau Google Earth
- Die Zahnradstrecke beginnt bereits in Oberarth. Die Gotthardbahn ist noch nicht in Betrieb. Depot und Werkstätte befinden sich in Oberarth.
- Die Gotthardbahn ist in Betrieb. Die ARB ist gezwungen eine Stichstrecke zum Bhf Arth-Goldau der GB zu führen. Die Talbahn (Adhäsionsstrecke) führt nun bis Arth-Goldau. Hier wird die Zahnradlok an den Zug gestellt. Depot und Werkstätte werden von Oberarth nach Arth-Goldau umgesiedelt.
- Mit der Einführung der Strecke von Zug wird der Bahnhof Arth-Goldau neu gestaltet mit verlegtem Empfangsgebäude. Talbahn und Bergbahn werden betrieblich getrennt. Die Talbahnstrecke wird zum Bahnhofplatz umgeleitet.
- Die Bergbahn erhält einen neuen Abfahrtsort auf einer Reiterstation quer über der SBB Gleisanlage.
Was blieb erhalten? Stand 2007
Auch die letzten Gebäude der Talbahn sind inzwischen verschwunden. Das ehemalige Bahntrassee lässt sich jedoch noch auf der ganzen Länge als Fussweg und Strasse begehen (Tramweg). Auch der Tunnel im obern Streckenteil ist zur Strasse ausgebaut und begehbar. Zwei Brücken sind umgebaut und auch für den Strassenverkehr offen. Der ehemalige Streckenast zum ARB Depot ist ebenfalls noch auszumachen, allerdings steht nun im Mittelteil bereits ein Wohnhaus. Die hier liegende Metallbrücke ist noch im alten Zustand und nur der Schienen und Planken beraubt. Ein kurzes Stück vom Dienstgleis ist noch vorhanden und dient als Abstellgleis beim Depot.
Bahnwandern 2007
Kommt man mit dem Schiff in Arth am See an, geht man zwei Häuser landeinwärts und kommt hinter der Kirche zur Bushaltestelle. Hier lag auch die Abgangsstation der ARB Talbahn. Auf der südlichen Seite des Platzes beginnt ein schmales Strässlein das bald einmal zum reinen Fussweg wird. Der Strassenname lautet «Tramweg». Ueber eine grössere Wiese zieht das Trassee in leichtem Bogen Richtung Oberarth. Beim Kindergarten sehen wir rechterhand einen grössern Parkplatz. Dies war der Standort des Stationsgebäudes von Oberarth. Nach wenigen Metern kommen wir, nun auf einer Quartierstrasse, zur untern Brücke über die Rigiaa und sehen dahinter bereits den übermässig hohen Tunnel, der durch die Trasseeabsenkung zu solchem Uebermass kam. Wir sind nun in der 60 0/00 Steigung welche bis zur Endstation Arth-Goldau anhält. Nach der obern Rigiaabrücke wird das Trassee wieder zum Fussweg bis kurz vor der Hauptstrasse welche zum Bahnhof Arth-Goldau führt.
Das Verbindungsgleis zum ARB Depot überquerte hier die Hauptstrasse und führte unter der SBB Strecke hindurch zum Bereich der Zahnradbahn. Unter der SBB Brücke ist noch der ARB Brückentorso (noch einmal über die Rigiaa) zu sehen. Das Trassee zieht noch einige Meter weiter bis es vor einem Privatgrundstück endet.
Das Hauptgleis allerdings bog bei erreichen der Hauptstrasse nach links ab und folgte dieser seitlich und auf Eigentrassee bis auf den Bahnhofplatz Arth-Goldau, wo die Bahnfahrt zu Ende war.
Wanderzeit: 45 Minuten.
Allgemeine Daten
Betriebsaufnahme Strecke: | |
Arth am See – Goldau | 4.06.1875 |
Betriebseinstellung Strecke: | |
Arth am See – Arth-Goldau SBB | 31.08.1959 |
Streckenabbruch | anschliessend |
Ersatzbetrieb | Bus |
Streckenlänge | 2,6 km |
Gleis mit Zahnstange bis 1882 | 1,3 km |
Zahnradsystem | Riggenbach |
Spurweite | 1435 mm |
Kleinster Kurvenradius | 180 m |
Grösste Neigung | 66 0/00 (urspr. 80 0/00) |
Anzahl Weichen | 4 |
Anzahl Stationen und Haltestellen | 10 |
Tiefste Station (Arth am See) | 420 m.ü.M. |
Höchste Station (Arth-Goldau SBB) | 510 m.ü.M. |
Depot / Werkstätte | Arth-Goldau |
Anzahl Tunnel | 1 |
Anzahl Brücken (über 2 m Länge) | 3 |
Betriebsart | Elektrisch |
Elektrischer Betrieb ab | 1906 |
Stromsystem | Gleichstrom |
Spannung | 600 V |
Personalbestand | durch Bergbahn |
Beförderte Personen 1900 | 42 096 |
Beförderte Personen 1958 | 265 084 |
Anzahl Zugspaare 1958 | 23 |
Kupplungssystem | Normal |
Bremssystem | elektr. Bremse / Druckluft |
Stromabnehmer | Panto |
Fahrzeugbreite | 3,15 m |
Anstrich der Personenfahrzeuge | blau / weiss |
Höchstgeschwindigkeit | 20 km/h |
Rollmaterial bei Betriebseinstellung
Triebfahrzeuge
Typ | Nr. | Baujahr | Lieferfirmen | Länge | Gewicht | Leistung | Plätze | Bemerkungen |
m | t | PS | 2. Klasse | |||||
BDe 2/2 | 1 | 1906 | MAN/Wüest | 10,40 | 19 | 120 | 40 | 1966 Abbruch |
BDe 2/2 | 2 | 1906 | MAN/Wüest | 10,40 | 19 | 120 | 40 | 1959 Abbruch |
Personenwagen
Typ | Nr. | Baujahr | Lieferfirmen | Länge | Gewicht | Plätze | Bemerkungen |
m | t | 2. Klasse | |||||
B2 | 21 | 1912 | Fribourg/ARB | 9,40 | 5 | 62 | 1959 Abbruch |
B2 | 22 | 1886 | Fribourg/ARB | 9,70 | 5 | 30 | 1959 Abbruch |
Güterwagen
Typ | Nr. | Baujahr | Lieferfirmen | Länge | Gewicht | Ladegewicht | Bemerkungen |
m | t | t | |||||
K | 7 | 1876 | Gebr. Gartell | 8,00 | 7,0 | 12,5 | 1959 Abbruch |
M | 5 | 1875 | Aarau | 4,27 | 2,2 | 7,5 | 1959 an Bergbahn |
Stationen und Haltestellen
Name | Bahn km | Höhe m.ü.M. | HG | NG |
Arth am See | 0,0 | 420 | 1 | 1 |
Oberarth | 1,4 | 448 | 2 | |
Arth-Goldau | 2,6 | 510 | 1 |
HG = Hauptgleise, NG = Nebengleise
Bilder aus der Betriebszeit
- Die Talbahnlok E 3/3 Nr. 1 im Ablieferungszustand. 1903 Foto Archiv SLM
- Die Station Arth in den ersten Betriebsjahren. Foto Archiv SVEA
- CFe 2/2 Nr. 1 in Arth-Goldau. um 1935 Foto Archiv SVEA
- In Arth-Goldau wartet der CFe 2/2 Nr. 2 auf Fahrgäste. Foto Archiv SVEA
- Der BDe 2/2 Nr. 1 in Arth-Goldau. Foto Archiv SVEA
- Der BDe 2/2 Nr. 2 in Arth-Goldau. 1957 Foto Archiv SVEA
- Der BDe 2/2 Nr. 2 in Arth-Goldau. Foto P. Willen
- Talfahrender Zug beim Halt in Oberarth. Foto Archiv SVEA
- Station Oberarth, BDe 2/2 Nr. 1. um 1955 Foto Slg. A. Rickenbach
- Station Oberarth, Schülerzug um 1955. Foto Slg. A. Rickenbach
- BDe 2/2 Nr. 1 zwischen Mühlefluhtunnel und Station Oberarth. um 1955 Foto Slg. A. Rickenbach
- Talfahrender Zug vor Arth am See. 1959 Foto P. Willen
- Auf der Station Arth am See. Foto Archiv SVEA
- Mit Trauerflor fährt der letzte Personenzug in die Station Arth am See ein. 31.08.1959 Foto P. Willen
- Der Abschiedszug auf der Rigiaabrücke. 31.08.1959 Foto Archiv SVEA
- Der Abschiedszug in Arth-Goldau. 31.08.1959 Foto Archiv SVEA
- Der BDe 2/2 Nr. 1 träumt von alten Zeiten. 1964 Foto P. Sutter, Archiv Tramclub Basel

Ausschnitt aus dem Kursbuch Sommer 1954
Fotos nach der Betriebseinstellung (Spurensuche 2007)
- Auf dem freien Platz lag die Station Arth. Zwei Häuser weiter hinten beginnt der Zugersee. 2007 Foto J. Ehrbar
- Der Strassenname lässt keine Zweifel offen. So kurz wie auf dem Wegweiser angegeben ist die Wanderung allerdings nicht, hier ging eine 4 verloren. 2007 Foto J. Ehrbar
- Nun schauen wir Richtung Goldau, hier beginnt der Tramweg. 2007 Foto J. Ehrbar
- Nun geht es dem Spielplatz entlang. 2007 Foto J. Ehrbar
- Entlang dem Fussweg. 2007 Foto J. Ehrbar
- Hier scheint das Profil nicht mehr ganz eingehalten zu sein. 2007 Foto J. Ehrbar
- Nun nähert sich die Strecke bereits der ehemaligen Station Oberarth. 2007 Foto J. Ehrbar
- Und hier rechts war das Stationsgebäude von Oberarth. 2007 Foto J. Ehrbar
- Zur Strassenbrücke ausgebaute Rigiaa Bahnbrücke. 2007 Foto J. Ehrbar
- Beim Umbau der Zahnradstrecke in eine reine Adhäsionsbahn, musste der Mühlefluhtunnel um 1,5 Meter abgesenkt werden, um die max. Steigung einzuhalten. 2007 Foto J. Ehrbar
- Ab Oberarth steigt das Trassee mit max. 65 0/00. 2007 Foto J. Ehrbar
- Auch die mittlere Rigiaa Bahnbrücke wurde verstärkt zur Strassenbrücke. 2007 Foto J. Ehrbar
- Hier wurde das Trassee in seiner ursprünglichen Breite zur Quartierstrasse. 2007 Foto J. Ehrbar
- Das Trassee nähert sich nun Goldau. 2007 Foto J. Ehrbar
- Bei der Hauptstrasse Goldau – Arth. Bis 1882 führte die Strecke geradeaus weiter Richtung Rigi Kulm. Ab 1882 wurde die Strecke zum neuen Bahnhof der Gotthardbahn verlegt und folgte der Hauptstrasse nach links. 2007 Foto J. Ehrbar
- Die Gleislage in der Haupstrasse Richtung Bahnhof. 2007 Foto J. Ehrbar
- Auf dem Bahnhofplatz Arth-Goldau mit dem Stationsgleis der ARB. 2007 Foto J. Ehrbar
- Das ehemalige Dienstgleis zum Depot (ganz früher Streckengleis) lässt sich auch noch verfolgen wie hier bei der ersten Rigiaa Brücke. 2007 Foto J. Ehrbar
- Weiter oben wurde nun auf dem Trasse ein Wohnblock erstellt. 2007 Foto J. Ehrbar
- Nach dem neuen Gebäude ist das Trassee wieder frei. Hier liegt sogar noch das Gleis. 2007 J. Ehrbar
- Die Fortsetzung des Gleises vom letzten Bild führt zum Anschlussgleis an die SBB sowie zum Depot der ARB. 2007 Foto J. Ehrbar
Literatur
Der Dampfbetrieb der Schweiz. Eisenbahnen, Birkhäuser Verlag
Schweiz. Eisenbahnstatistik 1905 / 1950, Amt für Verkehr
Aufgehobene Bahnen in der Schweiz, VRS Verlag
Schienennetz Schweiz, AS Verlag
Talbahn Arth – Goldau, Prellbock Verlag