Biel – Meinisberg Bahn (BMB)

Strecke: (Biel Bhf) – Mett – Meinisberg

Der ehemalige Be 4/4 Nr. 1, hier bereits im Einsatz auf der LCD. 1969               Foto P. Sutter, Archiv Tramclub Basel

Hier liegt die Strecke

Die eigene Strecke begann in Biel Mett.

Geschichte

Die östlich von Biel gelegenen Gemeinden Orpund, Safnern und Meinisberg blieben beim Bau der Eisenbahnlinien im Seeland auf der Strecke, sie erhielten keinen Bahnanschluss. Mehrere Gemeinden zusammen gründeten in der Folge ein Initiativkomite welches den Bau einer Bahnlinie in mehreren Sektionen erstellen wollte. Ausgehend von der stark expandierenden Industriestadt Biel sollte über Meinisberg der Ort Büren erreicht werden und die Bahn in Lüterswil ihren Endpunkt haben.

Nach dem üblichen Geplänkel über Linienführung, Spurweite und Traktionsart wurde entschieden infolge der problematischen Finanzierung ein Minimalprojekt aufzulegen: Schmalspur, Dampfbetrieb, Ausgangspunkt an der Strassenbahn in Biel Mett und vorläufiger Endpunkt der ersten Sektion in Meinisberg. Diese Strecke wurde mit grossen Finanzproblemen erstellt – an einen Weiterbau in der Nachkriegszeit war nicht mehr zu denken. Immerhin bekam die Biel – Meinisberg Bahn BMB das Recht, die Gleise der Strassenbahn bis zum Bahnhof Biel SBB mitzubenützen um den Reisenden das lästige Umsteigen in Mett zu ersparen.

Als Erstausstattung kamen zwei Dampftriebwagen und wegen Geldmangel 3 gebrauchte Tramanhänger aus Zürich zum Einsatz. 1916 konnten dann von der eingestellten Sissach-Gelterkinden Bahn SG, 4 weitere Personenwagen übernommen werden.

Wegen Zahlungsunfähigkeit musste der Bahnbetrieb 1923 eingestellt werden. Ein Sanierungsplan unter Mithilfe des Kanton Bern sah unter anderem die Elektrifizierung der BMB vor. 1926 konnte dann die Wiedereröffnung der sanierten Bahn erfolgen. In einem Pachtvertrag mit der Stadt Biel wurde bestimmt dass die ganze Strecke zwischen Biel SBB und Meinisberg mit Tramwagen der Stadt Biel und deren Personal bedient werde.

1936 kaufte die BMB einen modernen Triebwagen und kehrte wieder zum Eigenbetrieb zurück. Fortan wurde der Fahrplan so gestaltet dass dieser eine Triebwagen alle Kurse ausführen konnte. Zugskreuzungen auf der eigenen Strecke gab es also keine mehr.

Obschon die Bahn noch weiteren Erneuerungsbedarf gehabt hätte, kam das Aus von einer andern Seite. Die Stadt Biel beschloss die Umstellung der Tramlinie nach Mett auf Trolleybus. Um ein erneutes Umsteigen in Mett zu vermeiden blieb der Unternehmung kein anderer Ausweg als die Umstellung auf einen Busbetrieb. Nach kurzen 27 Jahren war die Bahn Geschichte. Die Gleisanlagen wurden sofort abgebrochen denn während des Krieges war der Rohstoff sehr begehrt.

Die BMB war ausserhalb der Region praktisch unbekannt. Weder Streckenführung noch Rollmaterial wiesen Spektakuläres auf. Fotos von dieser Bahn sind daher Raritäten.

Streckenführung

Beim Restaurant Bären in Mett trennte sich die BMB mit einer engen Rechtskurve von den Gleisen der Städtischen Strassenbahn und unterfuhr in einer Strassenunterführung die SBB Linie. Die Station Mett BMB lag bereits auf eigenem Bahnkörper und war Ausgangspunkt des Gütergleises zur SBB Station Mett, wo eine Rollschemelanlage erstellt wurde. Bis Krämersried lief die Strecke, nun immer auf Eigentrassee parallel zur Hauptstrasse. Danach wurde die Hauptstrasse überquert und über freies Land gings bis Orpund wo mitten im Dorf wieder die Hauptstrasse gekreuzt wurde. Nun führte das Gleis in gestreckter Linienführung zum Endpunkt Meinisberg. Die Strecke wies keine nennenswerten Kunstbauten auf.

Die Fahrzeit betrug ab Biel Bahnhofplatz 37 Minuten.

Streckenskizze                                                           Google Earth

Skizze mit der Abzweigung der BMB von der Tramstrecke sowie der Rollschemelanlage und der Station Mett BMB.

Was blieb erhalten? Stand 2008

Obschon die BMB ihre eigene Strecke zu fast 100 % auf Eigentrassee hatte, blieb von diesem Trassee recht wenig erhalten. Entweder wurde es zu Erschliessungsstrassen umfunktioniert, als Kulturland reaktiviert oder überbaut und in Gärten einbezogen. Die Stationsgebäude von Orpund, Safnern und Meinisberg blieben erhalten und wurden zu schmucken Wohnhäusern umgebaut, dasjenige von Mett wurde abgebrochen und musste einer Grossüberbaung Platz machen. Auch das Areal in Mett SBB, wo sich die Rollschemelanlage befand wurde total überbaut. Das ehemalige Depotgebäude in Meinisberg dient der Gemeinde als Konzert- und Theatersaal.

Allgemeine Daten

Betriebsaufnahme Strecke:
(Biel SBB) – Mett – Meinisberg 29.12.1913
Betriebseinstellung Strecke:
(Biel SBB) – Mett – Meinisberg 30.06.1940
Streckenabbruch 1940
Ersatzbetrieb Bus
Eigentumslänge 6,9 km
Betriebslänge 10,4 km
Strassenstrecken (eigene) 0,2 km
Spurweite 1000 mm
Kleinster Kurvenradius 60 m
Grösste Neigung 41 0/00
Anzahl Weichen 18
Anzahl Stationen (auf eigener Strecke) 8
Tiefste Station (Orpund) 436 m.ü.M.
Höchste Station (Meinisberg) 449 m.ü.M.
Depot / Werkstätte Meinisberg
Anzahl Tunnel  —-
Anzahl Brücken  (über 2 m Länge) 2
Betriebsart Elektrisch
Elektrischer Betrieb ab 1926
Stromsystem Gleichstrom
Spannung 550 V
Personalbestand 1914 14
Beförderte Personen 1914 110 102
Beförderte Personen 1939 71 613
Beförderte Güter 1914 1 150 t
Beförderte Güter 1939  —-
Anzahl Zugspaare 1930 7
Kupplungssystem  +GF+
Bremssystem:
Dampfbetrieb Vakuum
Elektrischer Betrieb elektr. Bremse / Handbremse
Stromabnehmer Panto
Fahrzeugbreite 2,20 m
Anstrich der Personenfahrzeuge orange / crème
Höchstgeschwindigkeit 45 km/h

Rollmaterial während der Dampfperiode 1913 – 1923

Triebfahrzeuge   (Dampftriebwagen)

Typ Nr. Baujahr Lieferfirma Länge Gewicht Leistung Plätze Bemerkungen
   m      t     PS    3. Klasse
CFm 2/4   1   1913     SLM  11,94     21    175   32 1923  Abbruch
CFm 2/4   2   1913     SLM  10,58     19    175   24 1923  Abbruch

Personenwagen

Typ Nr. Baujahr Lieferfirma Länge Gewicht Plätze Bemerkungen
  m      t    3. Klasse
C 101   1882      SIG   6,20     2,5   12 1923  Abbruch   1)
C 102   1882      SIG   6,20     2,5   12 1923  Abbruch   1)
C 103   1882      SIG   6,20     2,5   12 1923  Abbruch   1)
CFZ  51   1891     ACM   8,04     4,1   12 1923  Abbruch   2)
CFZ  52   1891     ACM   8,04     4,1   12 1923  Abbruch   2)
C  53   1891     ACM   8,04     4,1   24 1923  Abbruch   2)
C  54   1891     ACM   8,04     4,1   24 1923  Abbruch   2)

1) 1913 von der Zürcher Strassenbahn erworben.
2) 1916 von der Sissach-Gelterkinden Bahn erworben.

Güterwagen

Typ Nr. Baujahr Lieferfirma Länge Gewicht Ladegewicht Bemerkungen
   m      t      t
K  21   1913      SIG   6,45    3,8      5 1935  Abbruch
L  31   1913      SIG   6,45    3,5      5 1935  Abbruch
O1   1   1913      SIG   7,00    7,1     30 1925  an CTN
O1   2   1913      SIG   7,00    7,1     30 1925  an CTN
O1   3   1913      SIG   7,00    7,1     30 1916  an Industrie

O1 =  Rollschemel

Rollmaterial bei Betriebseinstellung

Triebfahrzeuge

Typ Nr. Baujahr Lieferfirmen Länge Gewicht Leistung Plätze Bemerkungen
   m      t     PS    3. Klasse
Ce 4/4   1   1937   SIG/BBC  13,60     13    112   36 1941  an LCD

Es waren keine weitern Fahrzeuge vorhanden, fallweise kam Rollmaterial vom Tram Biel zum Einsatz.

Stationen und Haltestellen

Name Bahn km Höhe m.ü.M.  HG  NG  Depot
Biel Hbf        1) 0,0       437   2
Mett Bären  1) 3,5       443   2
Mett BMB      0,4       444   2   1
Krämersried      1,5       446   1
Orpund Post      2,1       440   1
Orpund Station      2,8       436   2   1
Safnern West      4,0       439   1
Safnern Station      4,6       441   2   1
Meinisberg Moos      6,3       447   1
Meinisberg Station      6,9       449   3   3   1

1) Die Strecke Biel Hbf – Mett Bären war im Besitz der Städtischen Strassenbahn.
HG = Hauptgleise, NG = Nebengleise

Stationsskizzen

Bilder aus der Betriebszeit

Ausschnitt aus dem Kursbuch 1939

Fotos nach der Betriebseinstellung (Spurensuche 2008)

 

 

 

Literatur

Bieler Strassenbahn, Jeanmaire Verlag
La Chaux-de-Fonds et Bienne en tram, Jacobi Eigenverlag
Schweiz. Eisenbahnstatistik 1914, Amt für Verkehr
Schweiz. Verkehrsstatistik 1939, Amt für Verkehr
Schienennetz Schweiz, AS Verlag
Vom Graswurm zum Orangen Pfeil, Heimatpflege Büren
Aufgehobene Bahnen in der Schweiz, VRS Verlag