Chemins de fer du Jura (CJ/RPB)

Strecke: Bonfol – Grenze – (Pfetterhouse, F)

Zug bei Bonfol. 1951                                                                                                                   Foto  H. Schneeberger

Hier liegt die Strecke

Bonfol ist der heutige Endpunkt der Nebenbahn ab Porrentruy.

Geschichte

Ab 1871 gehörte Elsass-Lothringen zum Deutschen Reich. Unter dem Vorwand die annektierten Gebiete verkehrsmässig besser erschliessen zu wollen, wurde der Bau einer Bahnlinie von Dannemarie an der Strecke Mulhouse – Belfort, nach Pfetterhouse, nahe der Schweizer Grenze, vorgeschlagen. In Wirklichkeit jedoch wollten die Militärs des Deutschen Reichs eine leistungsfähige Transportachse durch das Largtal entlang der Grenze zu Frankreich erstellen.

Ein Staatsvertrag mit der Schweiz sicherte die Verlängerung der Linie bis Bonfol zu, wo die Porrentruy – Bonfol Bahn RPB ihren Endpunkt hatte. 1910 konnte diese internationale Linie eröffnet werden. Das knapp drei Kilometer lange Teilstück von der Grenze bis Bonfol wurde durch die RPB erstellt. Bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges erlebte die Linie vor allem im Güterverkehr ansehnliche Resultate. Die RPB bespannte die Züge bis und ab Pfetterhouse. Bei Kriegsausbruch wurde der Transitverkehr unterbrochen. Frankreich eroberte das Gebiet zurück und die Largtalbahn kam zur SNCF. Diese war am Grenzübergang Bonfol jedoch nicht sonderlich interessiert und betrieb den Grenzverkehr auf Sparflamme. (In 12 km Distanz wurde ja noch der Grenzübergang Delle betrieben). 1944 wurden die stark abgewirtschafteten Bahnen im Berner Jura zu den » Chemins de fer du Jura» CJ fusioniert. Damit wurde auch die RPB in die CJ integriert. 1946 stellte die SNCF den Personenverkehr ein und senkte die Zahl der Güterzüge auf ein Minimum.

Da die SBB an der Aufhebung der Betriebspflicht auf der Grenzstrecke Nyon – Crassier – (Divonne) interessiert war (die Bahnstrecke war dem Autobahnbau im Wege) wurden beide Staatsverträge im Interesse von SNCF und SBB aufgehoben. 1970 fuhr der letzte Güterzug über die Grenze bei Bonfol.

Die verbliebene Strecke ab Bonfol ist in relativ gutem Zustand. Es scheint jedoch, dass seit der Uebernahme des Güterverkehrs durch die SBB die beiden Industrie-Anschlussgleise nicht mehr bedient werden. Somit wäre auch diese Reststrecke nutzlos geworden.

Die Deponie der Basler Chemie-Konzerne (an der abgebauten CJ Strecke), bereitete seit langem Probleme mit dem verschmutzten Sickerwasser. Nach langwierigen Verhandlungen wurde beschlossen die Deponie aufzuheben, das heisst die gelagerten Chemikalien zu entfernen. 2008 wurden daher wieder etwa 800 Meter Gleis bis in die Deponie verlegt, um das Material per Bahn wegzuschaffen. Diese Transporte werden wahrscheinlich mehrere Jahre dauern.

Streckenführung

Nach dem Verlassen der Station Bonfol führte die Strecke zuerst in nördlicher Richtung weiter, drehte dann gegen Osten und beschrieb im Wald an der Grenze zu Frankreich einen weiten Bogen um dann wieder in die nördliche Richtung zu gelangen. Die nächste Station, Pfetterhouse, lag bereits auf französischem Boden. Es waren keine nennenswerten Kunstbauten vorhanden.

Streckenskizze                                                                         Google Earth

Was blieb erhalten? Stand 2007

Ungefähr die Hälfte der Strecke auf Schweizer Boden blieb als Industriegleis erhalten. Die Reststrecke wurde abgebaut. Das ehemalige Trassee ist in der üppigen Vegetation zum Teil sehr schlecht erkennbar. Etwa ein Kilometer hinter dem Gleisende wurde vor Jahren eine Chemiedeponie errichtet. Das Trassee führte mittendurch und ist unter den Ablagerungen verschwunden. Das französiche Teilstück ist bis in die Nähe der Station Pfetterhouse als Forstweg erhalten.

 

Allgemeine Daten

Betriebsaufnahme Strecke:
Bonfol – Grenze – (Pfetterhouse)              1.11.1910
Einstellung Personenverkehr             14.02.1946
Betriebseinstellung Strecke:
Bonfol – Grenze – (Pfetterhouse)              4.01.1970
Streckenabbruch            anschliessend
Ersatzbetrieb                  —-
Streckenlänge                2,6  km
Spurweite              1435  mm
Kleinster Kurvenradius                250  m
Grösste Neigung               16  0/00
Stationen und Haltestellen aufgehoben                  —-
Höhe Ausgangsstation    (Bonfol)              437  m.ü.M.
Anzahl Tunnel                  —-
Anzahl Brücken  (über 2 m Länge)                    3
Betriebsart           Dampf / Diesel

Stationen und Haltestellen

Im Streckenteil der CJ wurden keine Stationen aufgehoben.

 

Bilder aus der Betriebszeit

 

Ausschnitt aus dem Kursbuch 1910

Fotos nach der Betriebseinstellung (Spurensuche 2007)

Reaktivierung einer Teilstrecke auf Schweizer Gebiet

 

 

Literatur

100 ans des Chemins de fer du Jura, CJ Eigenverlag
Schweiz. Eisenbahnstatistik 1940, Amt für Verkehr
Schienennetz Schweiz, AS Verlag
Aufgehobene Bahnen der Schweiz, VRS Verlag
Porrentruy-Bonfol-Alsace, Du Cabri Verlag