Strecke: Bärschwil – Bärschwil Station

Seitenkipper mit Bremser auf Talfahrt. Foto Slg. P. Henz
Hier liegt die Strecke

Bärschwil liegt in einem Seitental zum Laufental, zwischen Basel und Delsberg.
Geschichte
Der oberirdische Gipsabbau in Bärschwil wurde bereits im 19. Jahrhundert aufgenommen. Der Transport der Gipssteine von der Grube in Bärschwil zur Gipsmühle in Bärschwil Station wurde durch Pferdefuhrwerke abgewickelt.
In einer zweiten Phase wurde am Gupf unterirdisch in Stollen Gips abgebaut und mit einer kleinen Rollbahn zum Umlad auf die Fuhrwerke transportiert. Um 1890 studierten die Grubenbesitzer einfachere und vor allem günstigere Lösungen um den Steintransport abzuwickeln. Das Ergebnis war eine Verlängerung der Stollengleise bis hinunter ins Laufental (Bärschwil Station).
1894 kam die gut 2,5 km messende und rund 40 000 Franken teure Rollbahn in Betrieb. Die ganze Strecke hatte Richtung Bahnstation ein durchgehendes Gefälle, so dass der Rollbahnzug bestehend aus sechs Kastenkippwagen selbstständig zu Tale rollen konnte. Der Konvoi war jeweils mit drei Bremsern besetzt, die je zwei gegenüberliegende Bremsen bedienen konnten. Bergauf wurde die leere Wagengruppe von drei Pferden gezogen. Lokomotivbetrieb fand nie statt.
Als der Gipsabbau am Gupf 1910 erschöpft war, wurde die Rollbahn zum neuen Abbaugebiet im Kirchacker verlängert.
Normalerweise wurden pro Tag zwei Fuhren gemacht, das heisst es gelangten gegen 30 Tonen Gipssteine in die Mühle oder zum Versand. Zur Zeit als die Gipssteine noch vor Ort verarbeitet wurden, gelangten die Loren über eine kurze Zweigstrecke zum «Rybeli». In diesem Gebäude wurden die Gipssteine in zwei Oefen gebrannt und anschliessend gemahlen. Der gemahlene Gips wurde dann unter anderem der Zementindustrie zugeführt. Diese Weiterverarbeitung endete jedoch bereits 1904. Fortan wurden die Gipssteine auf der Station in Bahnwagen verladen.
Die Pferde zogen die Wagengruppe jeweils bis zum Abbaugebiet in den bis 400 Meter langen Stollen.
Der Förderbetrieb funktionierte in dieser Weise von 1894 bis 1952 währen fast 60 Jahren ohne grössere Zwischenfälle. Ab 1952 bis zur Einstellung des Gipsabbaues 1957 wurde der Transport mit Lastwagen ausgeführt. Nach der Betriebseinstellung wurden die Gleise entfernt und die Stolleneingänge zugeschüttet.
Streckenführung
Von der Grube Kirchacker führte die Strecke in einem Tunnel unter der Strasse Bärschwil – Grindel hindurch, bei der aufgelassenen Grube Gupf und dann bergwärts der Kirche vorbei und erreichte nach ca. 300 Meter, oberhalb einer Strasse liegend den Wald. Bei einem allein stehenden Wohnhaus wurde der Weg überquert und entlang der steil zum Stürmenbach abfallenden Felskante senkte sich das Gleis sachte zur Hauptstrasse hinunter. Der Strittenbach wurde auf einer Metallträgerbrücke mit vier Feldern überquert. Zwischen den beiden Stürmenbachbrücken im engen Talbereich benutzte die Rollbahn die Hauptstrasse auf Rillenschienen. Die SBB Gleise wurden im Stationsgebiet auf einer Brücke überquert. Am Brückenende befand sich ein Sturzgerüst über welches die darunter stehenden Güterwagen beladen wurden.

Streckenskizze Google Earth

Der Streckenverlauf im Dorf Bärschwil.
Was blieb erhalten? Stand 2012
Die ehemaligen Gruben sind zugeschüttet und als solche nicht mehr erkennbar. Das Trassee am Dorfrand zwischen den beiden Gruben ist teilweise überbaut und an wenigen Stellen noch erkennbar. Folgt man ab dem Gemeindehaus der Steinstrasse abwärts bemerkt man beim Eintritt in den Wald bergwärts der Strasse und wenig höher das Trassee. Es ist zum Teil verschüttet und nicht begehbar. Vom Trassee entlang der Felskante sind noch Spuren erhalten. Anschliessend ist das Trassee bis zur obern Stürmenbachbrücke erhalten und dient als Wanderweg. Die Metallbrücke über den Strittenbach wird dabei ebenfalls vom Wanderweg benutzt. Ab der untern Stürmenbachbrücke ist das Trassee wieder erhalten und bis zur Station Bärschwil begehbar. Kurz vor der Station liegt links die ehemalige Gipsmühle, das «Rybeli». Das Gebäude dient nun als Garage.
Bahnwandern 2012
Von der Kirche Bärschwil bis Bärschwil Station kann der Gipsbahn zu Fuss gefolgt werden. Ab dem Gemeindehaus einige hundert Meter auf einer Nebenstrasse, dann weiter auf dem Trassee. Zwischen den Stürmenbachbrücken muss für kurze Zeit die Hauptstrasse benutzt werden, anschliessend wieder auf dem Gipsbahntrassee bis zur Station.
Das Trasse der Gipsbahn ist zum Teil in die geologische Wanderung der Gemeinde Bärschwil eingebunden. Auf dieser Wanderung rund um Bärschwil begegnet man vielen Schautafeln welche auf den früheren Abbau von Eisen, Kalkstein und Gips hinweisen sowie die Herstellung von Glas.
Information: www.baerschwil.ch Link Geologische Wanderung.
Der Ausgangspunkt Bärschwil ist mit dem Postauto ab Laufen erreichbar. Die Bahnstation Bärschwil wird durch die SBB nicht mehr bedient, so dass auch zur Rückreise nach Laufen das Postauto benutzt wird.
Wanderzeit: Bärschwil Dorf – Bärschwil Station 45 Minuten.
Allgemeine Daten
Betriebsaufnahme | 1894 | |
Betriebseinstellung | 1952 | |
Streckenabbruch | anschliessend | |
Streckenlänge | 2,57 km | |
Spurweite | 600 mm | |
Mittlere Neigung | 45 0/00 | |
Tunnel | 1 | |
Brücken | 4 | |
Tiefster Punkt der Strecke (SBB Station) | 370 m.ü.M. | |
Höchster Punkt der Strecke (Kirchacker) | 480 m.ü.M. | |
Kupplungssystem | Kette | |
Betriebsart talwärts | Schwerkraft | |
bergwärts | 3er Pferdegespann | |
Max. Zugsgewicht ca. | 20 t |
Rollmaterial
Kastenkipper mit Metalluntergestell und Innenrahmen. Zweiachsig, alle Achsen gebremst. Holzkasten einseitig kippbar. Der bergseitige Wagen besass eine Vorrichtung zum Anspannen der Pferde.
Normalerweise wurde eine Komposition zu 6 Kastenkipper à 1 m2 Inhalt gebildet. Alle Wagen besassen Handspindelbremsen. Die Wagen waren derart eingereiht dass sich immer zwei Handbremsen gegenüberstanden. Dadurch war es möglich mit drei Arbeitern auf dem Zug alle sechs Wagen zu bremsen.
Die Kastenkipper wurden auch in den Abbauschächten verwendet. Ihre Anzahl wie auch das weitere Schicksal nach der Betriebseinstellung ist nicht bekannt.
Bilder aus der Betriebszeit
- Bärschwil mit Kirche, den beiden Gipsgruben und der Rollbahn. Foto Slg. P. Henz
- Zwei Stolleneingänge bei der Grube Kirchacker. Der Stollen rechts mit dem betonierten Gewölbe wurde von der Rollbahn befahren. Foto Slg. P. Henz
- Gipszug in voller Fahrt im obern Streckendrittel mit den drei Bremsern. Foto Slg. P. Henz
- Gut zu sehen, die am letzten Wagen angebrachte Vorrichtung zum Anspannen der Pferde für die Bergfahrt. Foto Slg. P. Henz
- Hier kreuzt die Bahn die zur Hauptstrasse hinunter führende Steinstrasse. Ab diesem Punkt ist heute das Trassee als Wanderweg begehbar. Foto Slg. P. Henz
- Drei Damen und ein Kind posieren auf dem Rollbahngleis. Foto Slg. P. Henz
- Grube Kirchacker. Der Schrägaufzug beförderte nach der Einstellung der Rollbahn zum SBB Bahnhof die Gipssteine zur Strasse hoch. (1952 bis 1957). Foto Slg. P. Henz
- Dieser alte Stich zeigt die Bahnstrecke im Laufental, die Station Bärschwil und die Rollbahn zur Gypsmühle. Foto Slg. P. Henz
- Von der Rückfahrt der leeren Wagen mit Pferdezug sind keine Fotos bekannt. Als Ersatz ein Bild aus einer Tongrube. Foto F. Engel
Fotos nach der Betriebseinstellung (Spurensuche 2012)
- Nachdem die Strasse nach Grindel in einem Tunnel unterquert wurde, verlief das Trassee am gegenüberliegenden Talhang Richtung Kirche. 2012 Foto J. Ehrbar
- Zwischen Kirche und Friedhof erhöht auf der rechten Talseite das Rollbahntrassee. 2012 Foto J. Ehrbar
- Am Gemeindehaus vorbei ging es zur Steinstrasse. 2012 Foto J. Ehrbar
- In der Steinstrasse. Das Gleis lag hier wahrscheinlich am bergseitigen Strassenrand. 2012 Foto J. Ehrbar
- Hier sind wir am Ortsende angekommen. 2012 Foto J. Ehrbar
- Im anschliessenden Wald liegt das noch gut sichtbare Trassee leicht erhöht zur Strasse. 2012 Foto J. Ehrbar
- Beim im Hintergrund sichtbaren Haus erreichte das Trassee wieder das Strassenniveau. 2012 Foto J. Ehrbar
- Bei diesem allein stehenden Haus wurde die Strasse überquert. 2012 Foto J. Ehrbar
- Nun etwas unterhalb der Strasse, direkt am Rand der Felswand die hier senkrecht zum Stürmenbach abfällt. 2012 Foto J. Ehrbar
- Die Steinstrasse führt nun steil in den Talgrund hinunter. Das Gleis überquerte hier die Strasse ein weiteres Mal. Ab diesem Punkt ist das Trassee begehbar (Wanderweg). 2012 Foto J. Ehrbar
- Immer im Gefälle Richtung Laufental. 2012 Foto J. Ehrbar
- Blick über die Felswand auf die nun schon wesentlich tiefer liegende Strasse. 2012 Foto J. Ehrbar
- Oefters wird das am steilen Hang liegende Trassee durch Zäune gesichert. 2012 Foto J. Ehrbar
- Durch Trockenmauern gesichertes Bahntrassee. 2012 Foto J. Ehrbar
- Immer entlang der Felskante mit Blick in den Talgrund. 2012 Foto J. Ehrbar
- Durch einen kleinen Einschnitt. 2012 Foto J. Ehrbar
- Nun wird der Wald verlassen. Die Talstrasse rückt näher. 2012 Foto J. Ehrbar
- Ueber ein steiles Wiesenstück. 2012 Foto J. Ehrbar
- Das Trassee kommt nun in die Nähe der Talstrasse. Hier wurde das Planum der Strassenverbreiterung geopfert. Der Wanderweg wurde in die Höhe verlegt. 2012 Foto J. Ehrbar
- Nun nähern wir uns der vierfeldrigen Metallbrücke über den Strittenbach. 2012 Foto J. Ehrbar
- Auch der Wanderweg führt uns über diese Brücke. 2012 Foto J. Ehrbar
- Die Brücke aus der Froschperspektive. 2012 Foto J. Ehrbar
- Blick vom gegenüber liegenden Talhang auf die Strittenbachbrücke. 2012 Foto J. Ehrbar
- Zur Illustration wurde am untern Brückenende ein kurzes Stück Gleis verlegt. 2012 Foto J. Ehrbar
- Das Trassee nun direkt am Stürmenbach. 2012 Foto J. Ehrbar
- Der Stürmenbach begleitet von Talstrasse, Erschliessungsstrasse und Rollbahntrassee. 2012 Foto J. Ehrbar
- Nachdem das Trassee das Niveau der Talstrasse erreicht hat, wird der Bach überquert und für einige hundert Meter im engen Tal die Strasse mitbenutzt. 2012 Foto J. Ehrbar
- Auf diesem Teilstück lag ein Rillenschienengleis. 2012 Foto J. Ehrbar
- Kurvenreich entlang der Talstrasse. 2012 Foto J. Ehrbar
- Nachdem der Stürmenbach ein weiteres Mal überquert wurde geht es wieder auf Eigentrassee weiter. 2012 Foto J. Ehrbar
- Auf diesem Teilstück ist das Trassee verschüttet und nur noch schwer erkennbar. 2012 Foto J. Ehrbar
- Das erhöht liegende Trassee dient nun wieder als Wanderweg. 2012 Foto J. Ehrbar
- Auch hier wurde das Bahntrassee bei der Strassenverbreiterung etwas beschnitten. 2012 Foto J. Ehrbar
- Entlang der Felswand. 2012 Foto J. Ehrbar
- Im Hintergrund sieht man bereits die Häuser von Bärschwil Station. 2012 Foto J. Ehrbar
- Im Talgrund sind die alten Gebäude des «Rybeli», der ehemaligen Gipsmühle zu sehen. 2012 Foto J. Ehrbar
- Von der andern Talseite gut zu erkennen der Trasseeverlauf beim «Rybeli». 2012 Foto J. Ehrbar
- In der Bildmitte ist das ehemalige Bärschwiler Stationsgebäude zu erkennen. 2012 Foto J. Ehrbar
- Das Stationsgebiet Bärschwil. Ungefähr in der Lage der grossen Röhre verlief die Rollbahnbrücke. Auf der linken Seite befand sich das Sturzgerüst zum Verlad in die Bahnwagen. 2012 Foto J. Ehrbar
Bei meiner Recherche konnte ich auf Unterstützung folgender Personen zählen:
Paul Horni, Bärschwil
Paul Henz, Bärschwil