Werkbahn der Holcim Zementfabrik Brunnen. (Hürlimann AG)

Beim Verlassen der SBB Unterführung.    2003                                                                             Foto  M. Brauer

Hier liegt die Strecke

Die Strecke liegt in Brunnen, am südlichen Teil des Vierwaldstättersee.

Geschichte

Die Zementfabrik Brunnen wurde 1882 durch Karl Hürlimann gegründet. 1885 wurde zwischen dem Steinbruch Unterschönenbuch und der Zementfabrik, welche direkt an der Gotthardbahn lag, eine Rollbahn mit Pferdebetrieb errichtet. 1912 wurde eine Dampflok in Betrieb genommen welche dann um 1940 durch eine Diesellok ersetzt wurde. 1965 kam eine stärkere O&K Diesellok mit ca. 80 PS in Betrieb welche mit zweiachsigen Kippwagen unterwegs war. Ferner war bis ca. 1978 im Fabrikareal eine Akkulok mit Holzkastenwagen in Betrieb und diente der Weisskalkproduktion. Um 1980 war der bisherige Steinbruch erschöpft und bergseitig wurde ein neues Abbaugebiet eröffnet. Der Materialtransport zwischen neuem und altem Steinbruch geschieht mit Förderbändern.

Die grösste Erneuerung der Werkbahn fand 1990/91 statt mit dem Einbau schwererer Schienen, einer automatischen Beladeanlage und der Inbetriebsetzung von zwei neuen Pendelzügen, bestehend aus einer Diema Diesellok und 5 Mühlhäuser-Seitenkipper, mit einem kurzen Steuerwagen. Der Betrieb funktionierte so dass eine Komposition immer in der Beladeanlage das Transportgut entgegennahm, während die zweite Komposition zur Zementfabrik und wieder zurück fuhr. Auf der Strecke war also immer nur eine Komposition unterwegs. Pro Tag wurden etwa 22 Zugspaare geführt was einer Transportmenge von ca. 1100 Tonnen entsprach. Remisiert waren die beiden Züge in der überdachten Abstellanlage in Unterschönenbuch. Die Lok DIEMA DFL 60 war auf der Werkbahn zwischen 1982 und 1991 in Betrieb. Anschliessend wurde sie noch als Reservelok vorgehalten.

1996 gelangte das Zementwerk in den Besitz der Holcim AG. Wegen Ueberkapazität in der Schweizer Zementproduktion und einem grössern Sanierungsbedarf der Anlagen musste dann 2008 das Werk Brunnen den Betrieb einstellen, womit auch das Schicksal der Werkbahn besiegelt war.
Der Steinbruch als solcher blieb in Betrieb und produziert Steinschotter in diversen Qualitäten.

Streckenführung

Das Zementwerk lag westlich der SBB Strecke am nördlichen Ende der Stationsanlage Brunnen. Wenige Meter neben dem SBB Gleis war die überdachte Entladegrube der Werkbahn. Von hier führte das Gleis weiter zu Fabrikhallen und zur Lokremise. Diese internen Gleise wurden von den Schotterzügen normalerweise nicht befahren. In einer langen Unterführung wurden die SBB- und Anschlussgleise unterquert. Entlang der Industriestrasse und der Seewenstrasse gelangte die Werkbahnstrecke zur Hauptstrasse Brunnen – Schwyz die auf gleichem Niveau überquert wurde. Zur Sicherheit der Durchfahrt wurden durch den Zug Strassensignale betätigt. Anschliessend verlief das Gleis entlang einer Neubausiedlung und gelangte über eine Wiese zur Schönenbuchstrasse. Auf diesem Teilstück wurde auf einer kleinen Brücke ein Bach überquert. Entlang der Schönenbuchstrasse wurde die Autobahn unterfahren und nach etwa 200 Meter gelangte man zur zweigleisigen Beladungsanlage im Verarbeitungsbereich des alten Steinbruchs Unterschönenbuch. Auf der von den Materialzügen normalerweise befahrenen Strecke lag nur eine einzige Weiche welche elektrisch betätigt wurde.

Streckenskizze                                                                     Google Earth

Was blieb erhalten? Stand 2013

Von der ehemaligen Holcim-Werkbahn finden sich Gleise nur noch innerhalb des Fabrikareals. Die Entladestelle ist zwar noch erhalten, doch wurde die Grube zugeschüttet. Ebenfalls noch sichtbar ist der Werkbahntunnel unter den SBB Gleisen der Station Brunnen, welcher parallel zur Fussgänger-Unterführung liegt. Anstelle der Schienen liegen im Tunnel nun Rohrleitungen der Fernwärmeversorgung. Unter der Autobahnbrücke, nahe der ehemaligen Ladestelle, finden wir neben der Strasse noch ein etwas erhöhter und von der Strasse durch eine niedere Mauer abgetrennter Trasseestreifen.

Allgemeine Daten

Betriebsaufnahme                      1885
Betriebseinstellung                      2008
Streckenabbruch                 2010 – 2012
Streckenlänge                    1,3  km
Spurweite                   750  mm
Grösste Neigung                   50  0/00
Tiefster Punkt    (SBB Unterführung)                 437  m.ü.M.
Höchster Punkt   (Unterschönenbuch)                 442  m.ü.M.
Anzahl Weichen der Hauptstrecke                        1
Betriebsart                     Diesel
V max                    25  km/h
Maximale Fahrzeugbreite                    1,50  m
Gewicht des beladenen Zuges ca.                     96  t
Anstrich:   Lok                 rot / orange
               Wagen                     weiss

Rollmaterial

Lok

Typ Nr. Baujahr Lieferfirma Länge Gewicht Leistung Bemerkungen
   m      t     kW
DFL 60   —   1981    DIEMA   4,87      8     65 2006 an Tafag AG    1)
DFL 150  1 – 2 1991/92    DIEMA   6,00     20    184 an Firma Tafag AG   2)

Alle Lok sind zweiachsig und mit Druckluftbremse.
1) 2007 wurde die revidierte Lok nach Lettland in ein Torfwerk verkauft.
2) 2013 wurden die Loks an die Zillertalbahn verkauft. Sie sollen in Jenbach im Rangierdienst eingesetzt werden.

Wagen

Typ Nr. Baujahr Lieferfirma Länge Gewicht Ladung Bemerkungen
   m      t     t
Steuerwagen 1 – 2   1990    DIEMA  2,00     0,6    — an Tafag AG
Seitenkipper 1-10   1991 Mühlhäuser  5,25      5    10 an Firma Mühlhäuser

Alle Wagen sind zweiachsig. Seitenkipper mit Druckluftbremse, Steuerwagen ohne Bremse.

Bilder aus der Betriebszeit

Fotos nach der Betriebseinstellung (Streckenbegehung 2009)

Gleisdemontage 2012

Fotos nach der Betriebseinstellung (Spurensuche 2013)

Noch erhaltenes Rollmaterial (Stand 2012)

 

 

Bei meiner Recherche konnte ich auf Unterstützung folgender Personen zählen:     

Roland Odermatt, Projektleiter Engineering Holcim AG
Josef Jauch, Leiter Holcim Brunnen
Hans Müri, Tafag AG