Dienstbahn auf der BLS Südrampe

Strecke: Brig – Goppenstein

Dienstbahnzug auf der Brücke über den Finnengraben oberhalb Lalden.           Foto  Archiv BLS

Hier liegt die Strecke

Die Strecke liegt unterhalb Brig am nördlichen Talhang.

Geschichte

Die Südrampe der BLS verläuft an der äusserst steilen Nordflanke des Rhonetales von Brig ausgehend bis oberhalb Hohtenn. Anschliessend dreht die Strecke nordwärts ins Lötschental und folgt diesem bis zum Lötschbergtunnel in Goppenstein. Mehrere tief eingeschnittene Seitentäler erforderten grosse Kunstbauten. Die Erschliessung der Baustellen war nicht einfach da auf die zu erstellende 25 km lange Bahnstrecke von Brig zum Scheitteltunnel keine einzige befahrbare Strasse führte. Aus diesem Grunde wurde beschlossen eine dampfbetriebene, schmalspurige Dienstbahn in der Gleisachse der künftigen Hauptbahn zu erstellen. Natürlich war man bestrebt, da wo es das exponierte Gelände zuliess, das Dienstbahntrassee einige Meter von der Hauptbahnachse entfernt zu erstellen, um sich nicht gegenseitig bei Transport und Bauarbeiten zu behindern. Wer schon einmal auf dem Südrampen-Höhenweg gewandert ist wird nicht erstaunt sein, dass die Trennung der beiden Bahnachsen über weite Strecken nicht möglich war. Um den Bau der Dienstbahn vorantreiben zu können wurden möglichst wenige Kunstbauten erstellt. So wurden Hauptbahntunnel teilweise aussen umfahren und Täler nach hinten ausgefahren um kürzere Bauzeiten, beziehungsweise Brücken zu erhalten. Dies erklärt auch weshalb die Dienstbahn wesentlich länger wurde als die Hauptbahn. Trotzdem mussten eigens für die Dienstbahn nicht weniger als 21 Tunnel erstellt werden. Weitere 13 Tunnel wurden später auch von der BLS benutzt.

Der Bau der Dienstbahn Brig – Naters – Goppenstein dauerte vom Februar 1907 bis August 1908. Bereits im November 1906 wurde mit den Tunnelarbeiten in Goppenstein begonnen. Der alte Saumweg von Gampel ins Lötschental wurde fahrbar gemacht um erste Materialtransporte auszuführen.
Die Dienstbahn hatte in erster Linie den Auftrag Material und Arbeiter an die verschiedenen Baustellen zu transportieren. Zusätzlich wurden auf den grössern Baustellen Baubahnen in 600 mm Spur erstellt. Die Loren und Flachwagen auf diesen Bahnen wurden durch Arbeiter oder Maultiere befördert.
Die technischen Anlagen der Dienstbahn lagen in Naters. Ueber die Rhone zum SBB Bahnhof Brig führte eine Verbindungsstrecke zum Materialumlad Normalspur / Dienstbahn. Die Dienstbahn transportierte pro Monat im Schnitt rund 13 000 Tonnen Material nebst den täglichen Arbeitertransporten zu den Baustellen.

Im Dezember 1912 stellte die Dienstbahn Süd ihren Betrieb ein und wurde sofort abgebaut. Die von Anfang an elektrisch betriebene Lötschbergbahn konnte am 15. Juli 1913 eröffnet werden.

Streckenführung

Ausgangspunkt der Dienstbahn war der nördliche Teil im SBB Bahnhof Brig mit mehreren Umladegleisen. Die Strecke senkte sich dann zur Rhone hinunter wo im Bereich der heutigen Bahnbrücken der BLS eine Brücke mit Pfahljochen über die Rhone führte. Anschliessend, bereits auf Gebiet der Gemeinde Naters, lag der grosse Betriebsbahnhof mit Lokdepot, Werkstätten, Materialmagazinen, Arbeiterwohnungen und Büros. Unmittelbar nach diesen Anlagen begann die Bahn den Aufstieg nach Goppenstein mit andauernder Steigung zwischen 25 und 30 0/00. Alle Brückenbauten waren Holzkonstruktionen, einzig die beiden Brücken unterhalb Goppenstein waren reine Metallbrücken. Keiner der 21 eigenen Tunnel benötigte eine Ausmauerung. 13 Hauptbahntunnel wurden ebenfalls durch die Dienstbahn benutzt da es sich nicht lohnte Umfahrungsstrecken zu erstellen. (Siehe Tabelle). Nach dem Ausbruch des Sohlstollens wurde sofort das Dienstbahngleis erstellt. Natürlich wurde dann der Vollausbruch des Tunnels durch das Verkehren der Dienstbahn beeinträchtigt.

Die grössten Abweichungen der Dienstbahn von der künftigen Hauptbahn gab es im Bereich des Baltschieder- und Bietschtales wo sehr lange BLS Tunnel umfahren wurden.
In Goppenstein auf dem Gebiet des heutigen Bahnhofes gab es zusammen mit der Baubahn für den Lötschbergtunnel ebenfalls ausgedehnte Gleisanlagen mit Lokdepot und Werkstätten.

Streckenskizze                                                                                                                 map.search.ch

Die Dienstbahnstrecke zwischen Naters und Goppenstein.
Schwarze Linie: BLS Strecke und grösstenteils auch Dienstbahn.
Rote Linie: total eigenständiges Trassee der Dienstbahn.

Was blieb erhalten? Stand 2011

Das noch erhaltene Dienstbahntrassee findet sich heute nur noch auf den von der Hauptbahn total unabhängigen Streckenabschnitten, also im Baltschieder- und Bietschtal beim Luogelkinn, sowie einigen kürzeren Tunnelumfahrungen. Früher noch sichtbare Spuren der Dienstbahn parallel zur BLS Strecke wurden mit mit dem Doppelspurausbau ab 1984 ausgelöscht.

Noch sichtbare Trasseeteile (Auflistung ab Naters Richtung Hohtenn).

BLS Badtunnel Umfahrung ca. 140 Meter ohne Weg, begehbar.
BLS Finnengrabenbrücke Umfahrung ca. 130 Meter ca. 30 Meter begehbar.
BLS Stadeltunnel Umfahrung ca. 170 Meter ohne Weg, begehbar.
BLS Eggerbergtunnel und
Baltschiederbrücke Umfahrung ca. 2 km Wanderweg.
BLS Gründentunnel Umfahrung ca. 190 Meter ohne Weg, begehbar.
BLS Sefisteintunnel II Umfahrung ca. 140 Meter ein Teil Weg, Rest nicht
begehbar (eingezäunt).
BLS Bietschtaltunnel I und II
sowie Bietschtalbrücke Umfahrung ca. 2,5 km ca. 1,7 km Wanderweg
Rest nicht begehbar.
BLS Schluchitunnel Umfahrung ca. 140 Meter Wanderweg.
BLS Luogelkinnviadukt Umfahrung ca. 250 Meter Wanderweg.

Bahnwandern 2011

Alle in obenstehender Tabelle mit Wanderweg bezeichneten Trasseeteile sind heute Bestandteil des Höhenweges BLS Südrampe. Der Höhenweg beginnt bei der BLS Station Hohtenn, 1079 m (stündliche Verbindungen) und führt vorbei an den Stationen Ausserberg und Eggerberg nach Lalden, 801 m. Dank den Zwischenstationen Ausserberg und Eggerberg lässt sich die Wanderung auch in mehreren Etappen ausführen. Der Weg ist gut ausgebaut und bietet grandiose Ausblicke ins Rhonetal und die Bergwelt. Auf Teilstücken wird der Weg von den künstlich erstellten Bachläufen, Suonen genannt, begleitet, die das Gletscherwasser auf die trockenen Talhänge leiten. Höhepunkte für Bahnfan und Kinder sind sicher die 14 zu durchwandernden Dienstbahntunnel sowie das Ueberschreiten des Bietschbaches auf der weltbekannten Metallbrücke der BLS (auf einem Fussgängersteg neben dem Gleis montiert).

Die BLS stellt einen speziellen Wanderprospekt zur Verfügung. Weitere Angaben unter www.bls.ch

Totale Wanderzeit Hohtenn – Lalden: 5 Std. 30 Min.

Allgemeine Daten

Betriebsaufnahme Strecke:
Brig – Naters – Goppenstein           August 1908
Betriebseinstellung der Dienstbahn         Dezember 1912
Streckenabbruch   sofort nach der Einstellung
maximale Streckenlänge              28,5  km
Spurweite              750  mm
Tiefster Punkt der Strecke  (Naters)            673  m.ü.M.
Höchster Punkt der Strecke (Goppenstein)           1216  m.ü.M.
Kleinster Kurvenradius                50  m
Grösste Neigung              30  0/00
Höchstgeschwindigkeit              15  km/h
Betriebsart                Dampf
Kupplungssystem            ZP / Lasche
Ausweichstellen                   7
Anzahl Weichen                  53
Anzahl Tunnel                  34
davon ausschliesslich für die Dienstbahn                  21
Grössere Brücken (hauptsächlich Holz)                  15
Transportmenge im Schnitt pro Monat              13 000  t
Dauer der Bergfahrt mit Zwischenhalten              ca. 3,5 h

Rollmaterial

Die G 4/4 Nr. 3 von Orenstein & Koppel in Goppenstein. Foto Archiv BLS

Dampflok G 4/4 (Orenstein & Koppel, 250 PS, 24 t)    4  Stück
Dampflok G 2/2  und  G 3/3    4  Stück
Kastenwagen 170  Stück
Flachwagen   74  Stück
Personenwagen    3  Stück

Bilder aus der Betriebszeit

Fotos nach der Betriebseinstellung (Spurensuche 2010 – 2012)

Betriebsbahnhof Naters

Bedeutung der farbigen Linien in den Karten

rot Dienstbahntrassee, nun Wanderweg
braun Dienstbahntrassee, kein Wanderweg
schwarz BLS Normalspurtrassee
gelb BLS Höhenweg Südrampe
orange Dientbahntrassee auf den Luftbildern

Umfahrung Badtunnel

Umfahrung Badtunnel (80 Meter), unterhalb Lalden.                                                 map.search.ch

Umfahrung Finnengrabenbrücke

Umfahrung Finnengrabenbrücke.                                                                                 map.search.ch

Umfahrung Stadeltunnel

Umfahrung Stadeltunnel (133 Meter) unterhalb Eggerberg.                                            map.search.ch

Umfahrung Eggerbergtunnel (Baltschiedertal)

Das Baltschiedertal mit der Umfahrung Eggerbergtunnel (792 Meter).              map.search.ch

Umfahrung Gründentunnel

Umfahrung Gründentunnel (148 Meter).                                                                     map.search.ch

Umfahrung Sefisteintunnel

Umfahrung Sefisteintunnel II (93 Meter).                                                               map.search.ch

Schon beim Bau des Sefisteintunnel machten sich seitliche Verschiebungen der Tunnelachse bemerkbar. Da diese Bewegungen nicht zu stoppen waren, wurde weiter hinten im Berg der Sefisteintunnel III erstellt und 1915 in Betrieb genommen. Die Tunnel Sefistein I und II wurden zugemauert und von der Armee als Lager benutzt.

Umfahrung Bietschtaltunnel I und II

Das Bietschtal mit den Umfahrungen Bietschtaltunnel I und II.                          map.search.ch

 

Umfahrung Schluchitunnel / Luogelkinn

Umfahrung Schluchitunnel (107 Meter) und Luogelkinnviadukt.                                map.search.ch

 

 

Literatur

Lötschbergbahn im Bau, Eisenbahn Verlag
50 Jahre Lötschbergbahn, F. Volmar
Das grosse Buch der Lötschbergbahn,  viafer Verlag