Strecke: Leuk SBB – Leukerbad
Hier liegt die Strecke
Geschichte
Leukerbad ist seit Jahrhunderten als Thermalbade- und Kurort bekannt. Aus dem Berner Oberland reisten die Gäste mit Maultieren über die Gemmi an und selbst vom Rhonetal hinauf war ein dreistündiger Fussmarsch nötig. Mit dem Ausbau des Strässchens konnten dann auch Pferdewagen nach Leukerbad gelangen, aber bei Eröffnung der Eisenbahn im Rhonetal wurden bereits Projekte für eine Bahn nach Leukerbad diskutiert. Bis zur Eröffnung der LLB waren dann aber noch über dreissig Jahre nötig mit unzähligen Projekten.
Das Rennen machte dann eine schmalspurige, gemischte Zahnrad- und Adhäsionsbahn mit teilweiser Benutzung der Strasse. 1915 konnte die Bahn eröffnet werden.
Die drei elektrischen Triebwagen hatten einen abkuppelbaren Adhäsions- / Zahnradantrieb und blieben zusammen mit dem übrigen Rollmaterial bis zur Einstellung der Bahn im Einsatz.
Vorerst verkehrte die Bahn nur jeweils vom 1. Mai bis zum 31. Oktober. Im Winter ruhte der Betrieb. Auf Betreiben der Hotelier in Leukerbad wurde dann ab 1916 der Ganzjahresbetrieb eingeführt, allerdings mit reduzierter Anzahl Züge im Winter. Obschon der Personenverkehr laufend zunahm beschloss der Verwaltungsrat den Bahnbetrieb 1967 einzustellen und einen Busbetrieb einzurichten.
Leider unterliess es die Betriebsleitung die Bahn rechtzeitig zu modernisieren. So wurde während der ganzen Betriebszeit kein einziges neues Fahrzeug angeschafft und auch die Gleisanlagen erfuhren keine Verbesserungen. Die längern Teilstrecken mit Strassenbenutzung, sie lagen ausschliesslich an steilen Hängen, hätten zur Sanierung natürlich enorme Kosten verursacht.
Die Personenfahrzeuge hatten wie sonst bei ältern Bergbahnwagen üblich, einzelne, abgetrennte Abteile die durch separate Seitentüren zu betreten waren. Die vorhandenen Hochbahnsteige ermöglichten einen stufenlosen Einstieg – welch ein Komfort im Jahre 1915.
Streckenführung
Die gemischte Zahnrad- und Adhäsionsbahn verband die Station Leuk SBB mit dem Thermalbadeort Leukerbad. Um den Höhenunterschied von gut 700 Metern zu bewältigen, musste auf drei Abschnitten die Zahnstange zu Hilfe genommen werden.
Von der Station Leuk SBB (Gemeinde Susten), wo sich auch das Depot der LLB befand, führte das Gleis auf einer Metallbrücke über die Rhone wo sogleich der erste Zahnstangenabschnitt begann. Die Bergflanke emporsteigend an Rebbergen vorbei wurde Leuk Stadt erreicht. Weiter gings steil bergan bis die hier horizontal verlaufende Strasse Richtung Leukerbad erreicht wurde. Im Adhäsionsbetrieb fuhr man nun auf der Strasse in vielen Windungen bis über den Dala Viadukt bei Rumeling. Hier begann wieder das Eigentrassee und zugleich der zweite Zahnstangenabschnitt. Nach einem Kehrtunnel steiler Anstieg durch den Bergwald nach Inden. Oberhalb dieser Station war die Zahnstange zu Ende und das Gleis lag wieder in der Strasse. Nach dem Russengraben wurde die Strasse in einer Rechtskurve verlassen und mit einem kurzen Tunnel und einer weitern Brücke über die Dala der letzte Zahnstangenabschnitt erreicht. Durch die steile Halde unterhalb Leukerbad gelangte die Bahn in gerader Linienführung zum Dorfrand und mit einer Linkskurve vorbei an der kleinen Remise war das schöne Stationsgebäude von Leukerbad erreicht.
Die Fahrzeit betrug 46 Minuten.
Was blieb erhalten? Stand 2007
Von den Gebäuden finden wir in Leuk SBB das zur Busgarage umfunktionierte Depot und in Inden und Leukerbad die gut erhaltenen Stationsgebäude. Tunnel und Brücken blieben erhalten und die Eigentrasseestrecken sind grösstenteils noch als Flur- und Wanderwege vorhanden. Einzig bei Leuk Stadt wurde das Trassee überbaut und das Stationsgebäude abgebrochen. Das Gebiet bei Leuk SBB wurde mit dem Doppelspurausbau der SBB total verändert. Kurvenstreckungen und der Bau eines neuen Tunnels erforderten den Abbruch der alten SBB Stationsanlagen und den Neubau zwischen Rhone und LLB Depot.
Ein ganzer LLB Zug bestehend aus Triebwagen, Personenwagen und Güterwagen konnte von der Museumsbahn Blonay-Chamby BC, übernommen werden und ist nun auf dieser Strecke im Einsatz zu sehen.
Bahnwandern 2007
Auf dem LLB Trassee bieten sich zwei Wanderungen an:
Von der SBB Station Leuk sehen wir talabwärts bereits das ehemalige Bahndepot, heute schön renoviert als Busgarage. Wir umgehen das Gebäude westlich und gelangen auf ein schmales Strässlein welches auf die Rhonebrücke führt. Wir sind auf dem Bahntrassee. Auf der andern Rhoneseite wurde das LLB Trassee kurz unterbrochen um den neuen doppelspurigen SBB Tunnel zu erstellen. Ueber eine Treppe gelangen wir zu einer Querstrasse und sogleich wieder auf die mit 250 0/00 ansteigende ehemalige Zahnradstrecke. Auf dem neuen Schulhausplatz in Leuk Stadt ist der ehemalige Bahnkörper für etwa 100 Meter überbaut. Wir behalten die Richtung und gelangen nun zur Hauptstrasse. Links von der Bushaltestelle steigt das Trassee weiter an, und gelangt durch Rebberge und Wald zur Hauptstrasse nach Leukerbad. Nach wenigen Metern sind wir bei der Bushaltestelle St. Barbera. Ein Wandern entlang der Hauptstrasse lohnt sich nicht.
Wanderzeit: 1 Stunde.
Von der Bushaltestelle Inden marschieren wir einige Meter zurück und gehen bei der Strassenbiegung geradeaus auf die Nebenstrasse und sehen bereits linkerhand das Stationsgebäude von Inden. Talaufwärts zieht sich nun das hier noch auf kurzer Strecke asphaltierte Trassee. Hauptsächlich durch Wald führt die Trasseewanderung auch über zwei Brücken. In der Nähe der Bushaltestelle Russengraben gelangte die Bahn wieder auf die Haupstrasse. Hier können wir den Bus besteigen. Da hier das Trassee nur im untern Teil mit Zahnstange ausgerüstet war ist diese Wanderung weniger anstrengend als diejenige bei Leuk.
Wanderzeit: 50 Minuten.
Allgemeine Daten
Betriebsaufnahme Strecke: | |
Leuk SBB – Leukerbad | 5.07.1915 |
Betriebseinstellung Strecke: | |
Leuk SBB – Leukerbad | 27.05.1967 |
Streckenabbruch | 1967 |
Ersatzbetrieb | Bus |
Streckenlänge | 10,4 km |
Strassenstrecken | 2,5 km |
Spurweite | 1000 mm |
Kleinster Kurvenradius | 60 m |
Grösste Neigung | 160 0/00 |
Anzahl Weichen | 26 |
Anzahl Stationen | 8 |
Tiefste Station (Leuk SBB) | 626 m.ü.M. |
Höchste Station (Leukerbad) | 1394 m.ü.M. |
Depot / Werkstätte | Leuk SBB |
Anzahl Tunnel | 2 |
Anzahl Brücken (über 2 m Länge) | 11 |
Betriebsart | Elektrisch |
Elektrischer Betrieb ab | Eröffnung |
Stromsystem | Gleichstrom |
Spannung | 1500 V |
Personalbestand | 15 |
Beförderte Personen 1916 (ohne Winterbetrieb!) | 15 255 |
Beförderte Personen 1966 | 133 879 |
Beförderte Güter 1916 | 1 858 t |
Beförderte Güter 1966 | 2 551 t |
Anzahl Zugspaare | 7 |
Kupplungssystem | ZP2 |
Bremssystem | elektr. Bremse / Druckluft |
Stromabnehmer | Panto |
Fahrzeugbreite | 2,20 m |
Anstrich der Personenfahrzeuge | hellgrau / crème |
Höchstgeschwindigkeit | 30 km/h |
Rollmaterial bei Betriebseinstellung
Triebfahrzeuge
Typ | Nr. | Baujahr | Lieferfirmen | Länge | Gewicht | Leistung | Plätze | Bemerkungen |
m | t | PS | 1 / 2 Kl. | |||||
ABDeh 4/4 | 10 | 1914 | SWS/BBC | 12,60 | 33 | 510 | 8 / 16 | 1967 an BC |
ABDeh 4/4 | 11 | 1914 | SWS/BBC | 12,60 | 33 | 510 | 8 / 16 | 1967 Abbruch |
ABDeh 4/4 | 12 | 1914 | SWS/BBC | 12,60 | 33 | 510 | 8 / 16 | 1967 Abbruch |
Mit der Typenbezeichnung nahm man es bei der LLB nicht so genau. So fehlte der Index «h» für den Zahnradantrieb. Total irreführend jedoch war die Bezeichnung 2/4. Wohl besass das Fahrzeug nur 2 Motoren, da die beiden Achsen der Drehgestelle mit Kuppelstangen verbunden waren und daher alle 4 Achsen angetrieben, wäre die korrekte Bezeichnung natürlich ABDeh 4/4 gewesen.
Personenwagen
Typ | Nr. | Baujahr | Lieferfirmen | Länge | Gewicht | Plätze | Bemerkungen |
m | t | 2. Klasse | |||||
AB | 20 | 1915 | SWS | 9,36 | 9 | 30 | 1967 Abbruch |
AB | 21 | 1915 | SWS | 9,36 | 9 | 30 | 1967 Abbruch |
AB | 22 | 1915 | SWS | 9,36 | 9 | 30 | 1967 an BC |
Güterwagen und Dienstwagen
Typ | Nr. | Baujahr | Lieferfirmen | Länge | Gewicht | Ladegewicht | Bemerkungen | |
m | t | t | ||||||
K | 40 | 1915 | SWS | 5,80 | 4 | 5 | 1967 an BC 1) | |
K | 41 | 1915 | SWS | 5,80 | 4 | 5 | 1967 an BC | |
M | 50 | 1915 | SWS | 5,80 | 4 | 5 | 1967 Abbruch | |
M | 51 | 1915 | SWS | 5,80 | 4 | 5 | 1967 an BC | |
M | 52 | 1915 | SWS | 5,80 | 4 | 5 | 1967 an BC | |
L | 60 | 1915 | SWS | 5,80 | 4 | 5 | 1967 an BC | |
L | 61 | 1915 | SWS | 5,80 | 4 | 5 | 1967 an BC | |
X | 1 | 1915/37 | SWS/LLB | 7,03 | 8 | — | 1967 Abruch | Pflug |
Ferner waren noch ein kleiner Pflug und ein Fahrleitungs-Montagewagen vorhanden.
Die L 60 / 61 wurden im Sommer mit einem Dach und Sitzbänken ergänzt und dienten an Spitzentagen zur Personenbeförderung.
1) 2016 gelangte der K 40 an das Heimatmuseum Inden und wurde 2019 nach Renovation im Ort zum Gedenken an die LLB Station Inden aufgestellt.
Stationen und Haltestellen
Name | Bahn km | Höhe m.ü.M. | HG | NG | Remise | Depot |
Leuk SBB | 0,0 | 626 | 2 | 7 | 1 | |
Leuk Stadt | 1,2 | 750 | 2 | 1 | ||
Albinen | 2,8 | 929 | 1 | |||
Rumeling Weiche (Dienststation) | 4,0 | 944 | 1 | 1 | ||
Rumeling | 4,4 | 951 | 1 | |||
Inden | 5,6 | 1137 | 2 | 1 | ||
Russengraben | 7,3 | 1260 | 1 | |||
Leukerbad | 10,4 | 1394 | 2 | 2 | 1 |
HG = Hauptgleise, NG = Nebengleise
Bilder aus der Betriebszeit
Rollmaterial
Fotos nach der Betriebseinstellung (Spurensuche 2007)
Rollmaterial das bei andern Bahnen oder Museen erhalten blieb
Diese Fahrzeuge wurden von der Museumsbahn Blonay – Chamby BC übernommen.
Literatur
Elektrische Zahnradbahn Leuk – Leukerbad, Prellbock Verlag
Schweiz. Eisenbahnstatistik 1916, Amt für Verkehr
Schweiz. Verkehrsstatistik 1966, Amt für Verkehr
Schienennetz Schweiz, AS Verlag
Aufgehobene Bahnen in der Schweiz, VRS Verlag