Riffelalp Tramway (RiT)

Strecke: Riffelalp GGB – Hotel Riffelalp

Be 2/2 und De 2/2 nach der Betriebseinstellung.                                      Foto  P. Sutter, Archiv Tramclub Basel

Hier liegt die Strecke

Riffelalp ist eine Station der Gornergratbahn bei Zermatt.

Geschichte

1884 nach mehrjähriger Bauzeit wurde das auf 2200 Meter Höhe oberhalb Zermatt gelegene Hotel Riffelalp eröffnet. Auch damals schon galt für eine gewisse Zeit der Ausspruch von der Natur pur. Die Visp – Zermatt Bahn VZ, wie auch die Gornergratbahn GGB, waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Betrieb. Die Gäste für die anfänglich 150 Hotelbetten stiegen zu Fuss oder auf dem Rücken der Maultiere auf die Riffelalp hoch. Als 1891 die VZ den Betrieb aufnahm kamen noch mehr Gäste, vor allem Engländer und das Bettenangebot wurde auf 200 erhöht. 1898 wurde dann die Gornergratbahn eröffnet.

Knappe 500 Meter vom Hotel entfernt wurde die Station Riffelalp erstellt. Aus topografischen Gründen war es nicht möglich die Strecke näher am Hotel vorbeizuführen. Für den Hotelbesitzer lag es daher nahe das Hotel mit der Station Riffelalp durch eine Strasse zu verbinden. Doch da hatte er die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der zu durchquerende Wald gehörte der Burgergemeinde Zermatt und die betrieb im Dorf selber einige Hotels. Die Burgergemeinde sah mit Neid auf das florierende Berghotel und verweigerte daher den Strassenbau. Da hatte der Hotelier die geniale Idee eine Konzession für eine Trambahn vom Hotel zur GGB Station zu beantragen. Für die Erteilung von Bahn-Kozessionen war nämlich die Bundesbehörde zuständig und die Gemeinde hatte kein Entscheidungsrecht. Der Bundesrat erteilte die Konzession und die Burgergemeinde musste klein beigeben.
1899 konnte die höchstgelegene, elektrische Trambahn Europas den Betrieb aufnehmen. Mitfahren durften allerdings nur Hotelgäste. Es gab einen Personentriebwagen und einen Gütertriebwagen. Die Grundkonstruktion der beiden Fahrzeuge war dieselbe. Betrieben wurde die Bahn mit Drehstrom aus dem Netz der GGB.
Die Bahn fuhr über Jahrzehnte viele Sommer getreu hin und her, bedient durch den Hotelportier. Das Ende des Trambetriebes kam unvorhergesehen. Im Winter war das Hotel jeweils geschlossen und das Rollmaterial bei der GGB Station in einem Holzverschlag remisiert. Am 16. Februar 1961 brannte das Hauptgebäude des Hotels während Renovationsarbeiten total aus und der Trambetrieb wurde somit überflüssig. In den 80er Jahren wurde der reduzierte Hotelbetrieb in einem unbeschädigten Nebengebäude wieder aufgenomen, nicht aber die Trambahn.

Hier wäre die Geschichte eigentlich zu Ende, wie bei vielen andern eingestellten Bahnen auch, doch

manchmal geschehen noch Wunder !

Die Bahn fährt wieder

Eine finanzkräftige Investorengruppe erbaute auf Riffelalp ein neues Fünfsternhotel und nahm wieder eine Trambahn in Betrieb. Die beiden neuen Tramwagen sind in der Bauart den alten Fahrzeugen nachempfunden, fahren jedoch mit Akkubetrieb und modernster Technologie selbst in Doppeltraktion. Es ist also ausser der zweipoligen Fahrleitung alles wieder vorhanden, und das Schönste: auch Nichthotelgäste dürfen jetzt mitfahren, wie ehedem, mit dem Hotelportier an der Spitze. Die Eröffnung des Riffelalp-Trams II war am 15. Juni 2001.

Streckenführung

Die kleine Bahn hatte ihren Ausgangspunkt bei der Station Riffelalp der GGB. Die Gleise waren auf der ganzen Länge auf das zum Strässlein erweiterte Trassee verlegt welches wie auch heute wieder, ebenso als Fussweg diente. Mitten durch den schönen Bergwald mit grandioser Sicht zum Matterhorn erreichte das Tram die kleine Bergkapelle und den gegenüber liegenden Hotelkomplex. Die Gleise endeten an der Rückfront des Hauptgebäudes. Eine Remise war nicht vorhanden. Es waren keine nennenswerten Kunstbauten vorhanden.

Die Fahrzeit betrug 5 Minuten.

Streckenskizze                                                                        Google Earth

Was blieb erhalten?

Die marode zweipolige Fahrleitung wurde Jahre nach der Betriebseinstellung zusammen mit den morschen Holzmasten abgebrochen. Das Gleis jedoch blieb bis zum Bau der neuen Hotelgebäude liegen. Um den Baufahrzeugen einen ungehinderten Zugang zu ermöglichen wurde das desolate Gleis dann vollstädig entfernt. Die beiden unversehrten Tramwagen wurden nach Zermatt überstellt, wo sie in einem Hotelgarten ihren Lebensabend verbringen durften.

Allgemeine Daten

Betriebsaufnahme Strecke:
Riffelalp GGB – Hotel Riffelalp 13.07.1899
Betriebseinstellung Strecke:
Riffelalp GGB – Hotel Riffelalp 30.09.1960
Streckenabbruch nach 1980
Ersatzbetrieb  —-
Streckenlänge 0,5 km
Strassenstrecken 0,5 km
Spurweite 800 mm
Kleinster Kurvenradius 60 m
Grösste Neigung 50 0/00
Anzahl Weichen 2
Anzahl Stationen 2
Tiefste Station (Riffelalp GGB) 2213 m.ü.M.
Höchste Station (Hotel Riffelalp) 2225 m.ü.M.
Depot Station Riffelalp GGB
Betriebsart Elektrisch
Elektrischer Betrieb ab Eröffnung
Stromsystem Drehstrom, 40 Hz
Spannung 550 V
Personalbestand Hotelpersonal
Beförderte Personen (Sommersaison) ca. 1200
Beförderte Güter *
Anzahl Zugspaare ca. 10
Kupplungssystem ZP – Kette
Bremssystem elektr. Bremse / Handbremse
Stromabnehmer Lyra, zweipolig
Fahrzeugbreite 1,70 m
Anstrich der Personenfahrzeuge rot
Höchstgeschwindigkeit 9 km/h

Rollmaterial bei Betriebseinstellung

Triebfahrzeuge

Typ Nr. Baujahr Lieferfirmen Länge Gewicht Leistung Plätze Lade
   m     t     PS gewicht t
Be 2/2  ohne   1899  Giesserei Bern  4,76     2     8   10      —
De 2/2  ohne   1899  Giesserei Bern  4,76     2     8   —      2

Die beiden Triebwagen waren nach Betriebseinstellung noch einige Zeit in Riffelalp remisiert und wurden dann im Park des Hotel Seiler in Zermatt auf einem kurzen Schienenstück aufgestellt.
Es war noch ein ein kleiner offener Güterwagen vorhanden. Daten und Abbruch sind nicht bekannt.

Bilder aus der Betriebszeit (Riffelalptram I)

Fotos nach der Betriebseinstellung (Spurensuche 1970 – 1980)

Das Riffelalptram fährt wieder. Bilder vom Riffelalptram II

 

 

 

Literatur

Die Hochgebirgstrams der Schweiz, Prellbock Verlag
Schweiz. Verkehrsstatistik 1950 , Amt für Verkehr
Schienennetz Schweiz, AS Verlag
Aufgehobene Bahnen in der Schweiz, VRS Verlag