Tonbahn der Ziegelei Landquart (ZILA)

Tonzug bei der Papierfabrik.  1985                                                                                                 Foto  H. Rüegg

Hier liegt die Strecke

Landquart liegt 14 km unterhalb Chur am Rhein.

Geschichte

Die Ziegelei Landquart wurde 1890 am heutigen Standort eröffnet. Die Tongruben befanden sich südlich, Seite Igis im Gebiet Ziegelacker, Gruobhof und Lux. Das Material wurde mit einer auf der Landstrasse verlegten Rollbahn mit Pferdebetrieb zur Ziegelei befördert. 1928 konnte eine Akkulok in Betrieb genommen werden und die Pferde gingen in Pension. 1955 musste der Betrieb über die Landstrasse eingestellt werden. Eine neue Strecke zumeist auf eigenem Trassee wurde weiter östlich erstellt. Zur selben Zeit wurde dann die Dieseltraktion eingeführt. Im Abbaugebiet wurde die Strecke je nach Erfordernis neu verlegt.

Pro Tag verkehrten bis zu 17 Züge, zum Teil sogar im Zweizugbetrieb. Ueberliefert ist ein Zusammenstoss zweier Züge auf der Strecke nachdem in der Ziegelei der zweite Zug nicht abgewartet wurde. Je nach Lorentyp wurde eine Komposition aus 6 oder 7 Loren gebildet. Die Züge wurden von der Lok immer gezogen d.h. die Lok hat im Werk und bei den Gruben die Komposition immer umfahren.

1983 plante die Ziegelei eine Verlängerung der Materialbahn in neue Abbaugebiete. Der Kanton Graubünden der der Bahn nicht besonders zugetan war, verlangte unrealistische Nachrüstungen beim Bahnbetrieb. So sollte das gesamte Rollmaterial mit Druckluftbremsen ergänzt werden und alle Strassen- oder Wegübergänge sollten Blinklichter oder Barrieren erhalten. (Zu dieser Zeit waren bei der RhB wesentlich stärker frequentierte Bahnübergänge noch während Jahren ohne Sicherung und das bei fünfmal höherer Geschwindigkeit). Auch die Papierfabrik verweigerte eine Verlängerung des Durchfahrtsrechts. (Die stark befahrene Prättigauerstrasse wurde übrigens von der Bahn in einem Tunnel unterquert). Unter diesen neuen Voraussetzungen blieb der Unternehmung keine Möglichkeit einen wirtschaftlichen Bahnbetrieb aufrecht zu erhalten. Wohl oder übel musste der Betrieb auf der Schiene 1985 eingestellt werden. Lastwagen übernahmen den Tontransport zur Ziegelei. Einzig im Werkareal fanden noch Materialtransporte auf der Schiene statt. Von einem Zwischenlager wurde Ton zur Fabrik befördert. Daher blieben hier rund 300 Meter Gleis bis heute erhalten, während die Reststrecke zur Grube bereits 1985 / 86 abgebrochen wurde. Ebenfalls erhalten blieb ein grosser Teil des Rollmaterials.

Streckenführung

Ab der Ziegelei führte die Strecke rund 300 Meter der Landquart entlang bergwärts, drehte dann nach Süden und unterquerte die Prättigauerstrasse in einem Tunnel. Vorerst durch ein Waldstück, später über Felder gelangte die Bahn zum Industriegebiet bei der Papierfabrik. Hier wurde der Mühlbach überquert und das Fabrikareal auf einer schmalen Strasse durchfahren. Ebenfalls war eine Kreuzung mit einem normalspurigen Anschlussgleis vorhanden. Anschliessend wieder über Felder wurde das Grubengebiet erreicht. Beidseitig des Feldweges lag je eine Grube. Eine mit magerem Ton und die andere mit fettem. Bei beiden Gruben lag ein Umfahrungsgleis.

Streckenskizze                                                                       Google Earth

Anlageskizze der Ziegelei Landquart.

Was blieb erhalten? Stand 2013

Die Gleise in den Werkhallen, die Weichenanlage im Vorfeld sowie rund 300 Meter Strecke entlang der Landquart blieben erhalten und sind befahrbar. Ein Trasseestück im Wald ist noch sichtbar. Entlang der Feldwege zeugen noch Schotterspuren von der ehemaligen Lorenbahn. Auch die Feldbahnbrücke über den Mühlbach ist noch erhalten. Die Gruben von 1985 sind längstens wieder zugefüllt und kultiviert.

Allgemeine Angaben

Betriebsaufnahme  (alte Strecke)                   1890
                            (neue Strecke)                   1955
Betriebseinstellung                   1985
Streckenabbruch                1985 / 86     1)
Streckenlänge ca.                  3,4  km
Spurweite                 750  mm
Tiefster Punkt     (Strassenunterführung)                530  m.ü.M.
Höchster Punkt    ( Grube Igis)                543  m.ü.M.
Anzahl Weichen                     10
Kupplungssystem               Haken, Kette
Betriebsart                   Diesel
V max                 15  km/h

1)   Im Fabrikareal blieben ca. 300 Meter Strecke und 5 Weichen erhalten.

Rollmaterial

Typ Baujahr Lieferfirma Gewicht Leistung Bemerkungen
    t     PS
L 1028   1928     EFAG     *     * Neu, Akkulok. Abruch ca. 1965
DFL 30   1979    DIEMA     5     47 Neu, betriebsfähig vorhanden
MV0   1951     O&K     4     20 1966 erworben, 1986 an Privat verkauft
MV1A   1955     O&K     4     20 1964 erworben, noch vorhanden
MV1A   1958     O&K     4     20 1959 erworben, noch vorhanden
30DL   1948     R&H    4,5     30 1966 als Occasion erworben    1)

1) 1986 an Eisenbergwerk Gonzen verkauft und wieder auf 600 mm umgespurt.

Wagen

Es waren 35 Kipploren zu 1,5 m3 und 6 Kipploren ex IRR zu 2,0 m3 vorhanden. Die meisten blieben erhalten.

Bilder aus der Betriebszeit

Fotos nach der Betriebseinstellung (Spurensuche 2014)

Noch erhaltenes Rollmaterial

Historische Feldbahn Ziegelei Landquart VFZL

 

 

 

Bei meiner Recherche wurde ich unterstützt von:

Remo Hartmann, Feldbahner aus Leidenschaft
Hermann Rüegg, Maschinist ZILA