Werkbahn der Drahtwerke AG, sowie Renfer AG

Strecke: Biel Mett – Bözingen

Zug der Vereinigten Drahtwerke fährt Richtung Bözingen.   1982                             Foto  W. Ritschard

Hier liegt die Strecke

Mett und Bözingen wurden in die Gemeinde Biel integriert.

Geschichte

Das erste Drahtziehwerk wurde 1634 in Bözingen erstellt. Ende des 19. Jh haben sich dann auf dem Gebiet der Gemeinden Mett und Bözingen, beidseitig der Schüss, namhafte Industrien etabliert. Auf der rechten Flussseite die Grosssägerei mit Imprägnierwerk der Renfer AG und auf der linken Seite die durch Zusammenschluss entstandenen Vereinigten Drahtwerke AG, DT.
Um die Transportaufgaben zwischen der SBB Station Mett und den Fabriken einerseits, sowie den internen Werkverkehr andererseits zu rationalisieren, beschlossen die beiden Firmen eine meterspurige Werkbahn zu erstellen. Die Werkbahn Bözingen – Mett AG kam 1910 in Betrieb.
Von der Station Mett bis in die Nähe der Solothurnstrasse verlief die Stammstrecke welche verschiedene Anschlussgleise zu den Drahtwerken und der Sägerei bediente. Weiter bis zum beginn der Taubenlochschlucht wo sich weitere Fabriken der Drahtwerke DT befanden, führte eine Strecke die im Eigentum der DT war.
Von der Stammstrecke unterhalb der Solothurnstrasse führte die Renferstrecke auf einer kombinierten Bahn- Strassenbrücke auf die andere Seite der Schüss ins Areal der Renfer AG.
Der Bahnbetrieb wurde von einem Kordinator der DT geleitet. Jede Unternehmung besass eigenes Rollmaterial und stellte das Personal. Alle Güterwagen und Rollschemel waren ohne Bremse. Die Bahnübergänge an den zwei verkehrsreichsten Strassen wurden durch das Zugpersonal mit Flagge gesichert.
Der Streckenunterhalt auf der Stammstrecke wurde anteilsmässig zu den Beförderungsleistungen aufgeteilt. Bei Bedarf half man sich gegenseitig mit Rollmaterial oder Personal aus.
Bereits in den 1980er Jahren begann die Transportmenge der Drahtwerke durch Produktionsverlagerungen und zunehmende Strassentransporte zu schwinden. 1995 stellten die Vereinigten Drahtwerke die Produktion aus wirtschaftlichen Gründen ein.

Bei der Renfer AG die hauptsächlich Bahnschwellen herstellte blieb das Transportvolumen hoch bis im Juni 1992 ein Grossbrand ein Teil der Fabrikationsanlagen vernichtete. Bis 1994 fand noch eine reduzierte Produktion statt, dann wurde der Betrieb komplett stillgelegt.
Mit diesem Datum endet auch der Betrieb der Werkbahn Biel Mett – Bözingen.

Der Bahnbetrieb der Vereinigten Drahtwerke AG, DT

Die DT bestellten 1909 auf die Bahneröffnung eine Akkulok, vierachsige, gedeckte und offene Güterwagen sowie einen Rollschemel. Der Wagenpark blieb bis zum Ende unverändert. Die Akkulok jedoch wurde 1989 bei einem Zusammenstoss mit der Diesellok der Renfer AG beschädigt und ausgemustert. In der Folge versah die Diesellok auch die Traktion der DT Züge. Normalspurwagen auf Rollschemel wurden für die DT eher selten befördert. Die Materialanlieferungen wurden über das normalspurige Anschlussgleis ab der Station Biel Mett vorgenommen. Die internen Transporte zwischen den verschiedenen Fabriken übernahmen die Schmalspur-Güterwagen. Es verkehrte etwa stündlich ein interner Werkbahnzug.
Die Transportmenge belief sich in den letzten Betriebsjahren auf ca. 15 000 t pro Jahr zuzüglich ca. 100 Normalspurwagen.

Der Bahnbetrieb der Renfer AG

Da die Renfer AG genügend Abfallholz zur Verfügung hatte entschied man sich für den Dampfbetrieb. Es kamen verschiedene ausgemusterte Lok von Schweizer Schmalspurbahnen zum Einsatz. Als die SBB Werkstätte in Biel nicht mehr in der Lage war Dampflok zu unterhalten, kaufte die Renfer AG bei Moyse 1967 eine kleine Diesellok welche bis zur Betriebseinstellung im Einsatz war.
Im Gegensatz zur DT wickelte sich der Verkehr bei der Renfer AG ausschliesslich über Normal-spurwagen auf Rollschemeln ab. Auch vierachsige NS-Wagen wurden befördert. Im Schwellenlager waren ein Dreischienengleis sowie ein Normalspurgleis verlegt. Zwei fahrbare Portalkrane dienten zum Stapeln der Schwellen als auch zur Beladung der Normalspurwagen.
Die Transportmenge belief sich in den letzten Jahren des Vollbetriebes auf ca. 30 000 t pro Jahr.

Streckenführung

Ausgangspunkt der Stammstrecke war der SBB Stationsvorplatz von Biel Mett. Auf sehr beschränktem Raum lagen hier die beiden Rollschmelanlagen, das Gleis zum Güterschuppen, ein Anschlussgleis in die DT Fabrikhalle und alles querend ein Normalspur-Anschlussgleis. Ein richtiger Gleiswirrwarr. Die Gleisanlagen wurden hier im Laufe der Zeit mehrfach umgestaltet.
Das Streckengleis führte nun nordwärts, entlang der ersten DT Fabrikhalle und überquerte den Längfeldweg. Von rechts, ebenfalls die Strasse querend, kamen zwei Gleise aus der Fabrikhalle. Eines dieser Gleise diente als Depotgleis für die Lok. Zwischen zwei langen DT Gebäuden und nun auf Eigentrassee, mit einem Ausweichgleis und einem Fabrikanschluss, gab es linkerhand am Ende der Halle ein weiteres Anschlussgleis. In einer weiten S-Kurve über eine Wiese wurde die Bürenstrasse erreicht welche parallel zur Schüss liegt. In Strassenrandlage, vorbei an Wohnblöcken, wurde kurz vor Bözingen das Sägereiareal der Renfer AG erreicht. Hier wurde ausschliesslich Weichholz verarbeitet. Während das Hauptgleis auf der rechten Strassenseite weiterführte, gelangten die Rollschemelzüge mit dem Stammholz auf ein Ausweichgleis an der linken Strassenseite.
Hier gab es mehrere Krananlagen. Am obern Ende des Sägereigleises zweigte die Renfer Strecke mit einer Brücke über die Schüss ins Areal der Schwellenproduktion und zum Lager ab. Hier gab es ebenfalls zwei Rollschemelanlagen sowie eine kleine Lokremise. Von den Rollschemelanlagen führten dann zwei Dreischiengleise zu der Hartholzsägerei, zum Imprägnierwerk und in das ausgedehnte Schwellenlager mit den beiden Portalkranen.
Zurück zur Stammstrecke in der Bürenstrasse. Ab der Renfer Abzweigung verlief die DT Strecke weiter entlang der Schüss, überquerte in einer S-Kurve und nun im Strassenbelag liegend die stark frequentierte Solothurnstrasse und gelangte zu den unmittelbar vor der Taubenlochschlucht stehenden Fabriken der DT. Mehrere Anschlussgleise führten hier in die Gebäude.

Skizze der Werkbahnstrecken.

 

Was blieb erhalten (Stand 2014)

Im Stationsgebiet Biel Mett sind noch etliche Gleisreste und Weichen im Strassenbelag erhalten. Die Rollschemelanlagen sind verschwunden. Das Streckengleis mit dem Ausweichgleis zwischen den heute anderweitig genutzten Fabrikhallen liegt ebenfalls noch. Auch die beiden Anschlussgleise sind noch vorhanden. Im ersten Teil der S-Kurve Richtung Bürenstrasse liegt noch der Schotter, die Schienen sind entfernt. Der nachfolgende Teil bis zur Bürenstrasse ist überbaut. Auch von der Hauptstrecke in der Strassenrandlage ist nichts mehr zu sehen. Oberhalb der Solothurnstrasse, am Ufer der Schüss liegen noch einige Meter Gleis im Strassenbelag.
Das Renfer Areal wurde 1994 total geräumt. Nur das Verwaltungsgebäude steht noch. Heute liegt auf dem Areal eine Wohnsiedlung.

Allgemeine Daten

Betriebsaufnahme                                     1910
Betriebseinstellung                                     1994
Streckenabbruch                 ab ca. 2000, teilweise noch erhalten
Streckenlänge                       1,5  km   (ohne Nebengleise)
Spurweite                                    1000  mm
Grösste Neigung                                      27  0/00
Tiefster Punkt   (SBB Station Biel Mett)                                     443  m.ü.M.
Höchster Punkt   (DT Fabrik Bözingen)                                     458  m.ü.M.
Anzahl Weichen                                    ca.  22
Anzahl Rollschemelanlagen                                        3
Bremssystem                               nur Lokbremse
Kupplungssystem                          Kuppelstange mit Oesen
Betriebsart:   Drahtwerke AT                                      Akku
                  Renfer bis 1967                                     Dampf
                            ab 1967                                     Diesel
V max                                   12  km/h

Rollmaterial der Vereinigten Drahtwerke DT

Lok

Typ Nr. Baujahr Lieferfirmen Länge m  Gewicht t Leistung kW in Betrieb bis
Ta 2/2 ohne 1909 SWS/MFO 4,82 15 37 1989

Die Lok wurde 1993 von La Traction übernommen und gelangte später ins Bahn Museum Kerzers.

Wagen

2 Güterwagen, Baujahr 1909, Nr. 1 – 2, vierachsig, gedeckt
1 Güterwagen, Baujahr 1909, Nr. 3, vierachsig ,flach
1 Rollschemel, Baujahr 1913, Nr. 4, 1916 von Biel – Meinisberg Bahn übernommen

Der Rollschemel und der Flachwagen gelangten zu La Traction, die gedeckten Wagen wurden nach der Betriebseinstellung abgebrochen.

Rollmaterial der Renfer AG

Dampflok

Typ Nr. Baujahr Lieferfirma Länge m Gewicht t Leistung PS bei Renfer
G 3/3 12 1894 SLM 5,69 16 140 1908 – 1943 1)
G 3/3 6 I 1903 SLM 6,59 23 220 1924 – 1943 2)
G 3/3 6 II 1901 SLM 7,02 25 200 1943 – 1967 3)
G 3/3 8 1910 SLM 6,59 23 220 1945 – 1977 4)

1) Die Kastendampflok war ursprünglich bei der Städt. Strassenbahn Bern im Einsatz. Heute ist sie beim Tramverein Bern für Extrafahrten.
2) Diese Lok kam von der Lausanne – Echallens – Bercher Bahn und wurde 1943 abgebrochen.
3) Diese Lok kam von der Bière – Apples – Morges Bahn (ursprünglich Brünigbahn) und verkehrt heute bei der Museumsbahn BC.
4) Diese Lok kam von der Lausanne – Echallens – Bercher Bahn. Heute ist sie zurück auf der LEB und führt dort die Dampfzüge.

Diesellok

Typ     Nr.     Baujahr     Lieferfirma     Länge m     Gewicht t      Leistung kW
Tm 2/2   ohne 1967 Moyse   5,80     24       132 5)

5) Nach der Betriebseinstellung kam die Lok zu den Jurabahnen CJ und ist als Tm 2/2 501 im    Einsatz.

Wagen

2 Rollschemel Baujahr 1909.
2 Rollschemel 1987 von SZB.

Alle Rollschemel wurden nach der Betriebseinstellung abgebrochen.

Bilder aus der Betriebszeit

Fotos nach der Betriebseinstellung (Spurensuche 2000 / 2014)

Rollmaterial das bei andern Bahnen oder Museen erhalten blieb. (Stand 2015)

Vereinigte Drahtwerke DT

Renfer AG

 

 

 

Bei meiner Recherche wurde ich unterstützt von:

Paul Rohrer, pens. Fahrdienstleiter SBB
Pietro Scandola, Neues Museum Biel
Kurt Andrist, pens. Monteur SBB