Steinbruchbahn Ostermundigen

Die HG 2/2 Nr. 2 » Elfe»ca. 1900 in der Centralbahn Station Ostermundigen.      Foto H.A. Völlger, Slg. Burgerbibliothek Bern

Hier liegt die Strecke

Ostermundigen ist eine Gemeinde südöstlich von Bern.

Geschichte

Die Sandsteinbrüche von Ostermundigen waren seit dem 15. Jahrhundert in Betrieb und lieferten unter anderem auch das Material zum Berner Münsterbau. Schweizweit und sogar ins benachbarte Ausland gingen die Steinlieferungen. In Ostermundigen war der grösste Sandsteinbruch der Schweiz.
Um den Transport der schweren Steinquader besser bewältigen zu können, ersuchte 1865 die Steinbruchgesellschaft um eine Konzession zum Bau einer Bahnverbindung ab der Centralbahnstation Ostermundigen. Nachdem eine Adhäsionsbahn infolge des Höhenunterschieds zu kostspielig wurde, anerbot sich Niklaus Riggenbach eine Zahnradbahn zu erstellen.
Im Sommer 1871 konnten auf der gemischten, normalspurigen Adhäsions- und Zahnradbahn erste Testfahrten ausgeführt werden. Das neuartige System war erfolgreich, so dass die Bahn am 12.09.1871 offiziell eingeweiht wurde. Die Ostermundiger Bahn konnte für sich in Anspruch nehmen, die erste gemischte Adhäsions- und Zahnradbahn der Welt zu sein. 1876 konnte dann noch eine leistungsfähigere Dampflok in Betrieb gehen.

In den Jahren vor der Jahrhundertwende ging der Absatz an Sandstein merklich zurück. Neue Baustoffe wie Backstein und Beton verbreiteten sich.
1902 musste dann der Bahnbetrieb eingestellt werden. Zwar wird bis heute noch Sandstein in geringen Mengen abgebaut, aber eine Transportbahn lohnte sich nicht mehr.

1864 wurden in den Brüchen um die 30 Steinhauer beschäftigt, 1874, dem besten Geschäftsjahr, waren es ca. 400 Arbeiter. (Steinbrucharbeiter und Steinhauer).

 

Streckenführung

Ungefähr 600 Meter von der Centralbahnstation Ostermundigen (alte Linienführung) Richtung Gümligen, zweigte die Werkbahn in östlicher Richtung von der Strecke Bern – Thun ab. Nach der folgenden Kurve lief das Trassee in gerader Linienführung und bereits auf einem Damm mit einigen Wegunterführungen auf das Steinbruchareal zu.
Etwa in der Mitte der eigenen Strecke begann der 480 Meter lange Zahnradabschnitt mit der Zahnstange System Marsh, der erst beim Eintritt zum Steinbruch endete. Was zur Verwendung der Zahnstange Marsh (mit Zähnen aus Rundeisen) geführt hat ist nicht überliefert. Die praktisch gleichzeitig erbaute Rigibahn besitzt trapezoide Zähne nach dem Systen Riggenbach. Der überwundene Höhenunterschied betrug 33 Meter.
Im Steinbruchareal lagen umfangreiche Gleise die mittels kleiner Drehscheiben erreicht wurden. Hier befand sich auch der Lokschuppen.

Nachgebaute Zahnstange System Marsh,                                       Foto R. Werder

Die beiden Zahnstangen Ein- bezw. Ausfahrten besassen noch keine flexiblen Zahnstangenteile wie es heute üblich ist und das Befahren mit reduzierter Geschwindigkeit erlaubt. Am Anfang und Ende der Zahnstange befand sich ein etwa 2 Meter langes Teilstück der Zahnstange, welches sich über ein Gestänge manuell heben oder absenken liess. Bei der Einfahrt in die Zahnstange hielt die Lok mit dem Zahnrad über der abgesenkten Zahnstange an. Der Heizer musste dann mit einem Hebel neben dem Gleis die Zahnstange anheben und kontrollieren ob das Zahnrad im Eingriff war. Anschliessend konnte die Fahrt auf der Zahnstange weiter gehen.

Streckenskizze                                                                                                                                                         search.ch

Gleisplan im Steinbruchareal.

Was blieb erhalten ?

Von der bereits 1907 wieder abgebrochenen Strecke findet sich nichts mehr, abgesehen von der Strasse die im Bereich der ehemaligen Adhäsionsstrecke liegt (Waldheimstrasse). Allerdings blieben beide Dampflok als Museumsstücke erhalten.

 

Allgemeine Daten

Betriebsaufnahme 12.09.1871
Betriebseinstellung: 1902
Streckenabbruch 1907
Betriebslänge 1,7 km
Eigentumslänge 1,0 km
Zahnradstrecke 480 m
Zahnstangensystem Marsh
Spurweite 1435  mm
Grösste Neigung 100 0/00
Tiefster Punkt der Strecke (Station Ostermundigen) 558 m.ü.M.
Höchster Punkt der Strecke (Steinbruch) 591 m.ü.M.
Depot beim Steinbruch
Bremssystem Gegendruckbremse / Handbremse
Kupplungssystem Normal
Betriebsart Dampf
Höchstgeschwindigkeit 15 km/h
Zahnstange 8  km/h

 

Triebfahrzeuge

Typ Nr. / Name Baujahr Lieferfirma Länge m Gewicht t Leistung PS Achsstand m
HG 1/2 1 / Gnom 1871 Olten 7,45 18 125 2,98 1)
HG 2/2 2 / Elfe 1876 Aarau 6,86 16 185 2,20 2)

1) Lok mit getrenntem Antrieb. 1907 Verkauf an Von Roll Rondez, Rangierlok bis 1942. Erwerb durch Dübi-Stiftung. 1956 revidiert. 1979 – 1999 Denkmal vor HW Olten. Ab 2000 im Verkehrshaus Luzern.

2) Lok mit verkuppeltem Antrieb. 1907 Verkauf an Von Roll Gerlafingen, Rangierlok bis 1942. Erwerb durch Dübi-Stiftung. 1979 Aufarbeitung durch Eisenbahnfreunde Ostermundigen. 1981 in Ostermundigen als Denkmal aufgestellt.

Lieferfirmen:
Hauptwerkstätte der Schweizerischen Centralbahn (SCB) Olten. (HG 1/2 Nr. 1)
Werkstätte der Internationalen Gesellschaft für Bergbahnen Aarau. (HG 2/2 Nr. 2)

Güterwagen

Es waren 12 Flachwagen zu 6 t Eigengewicht sowie 10 t Ladegewicht vorhanden.  Lieferung durch SCB. 1907 Verkauf an Von Roll, alle abgebrochen.

 

Bilder aus der Betriebszeit

 

Weitere Verwendung des Rollmaterials

Noch nicht vorhanden!

Noch erhaltenes Rollmaterial (Stand 2024)

Noch nicht vorhanden!

 

 

 

 

Literatur

Steinbruchbahn Ostermundigen     Ortsmuseum Ostermundigen
Der Dampfbetrieb der Schweizerischen Eisenbahnen     Verlag Birkhäuser