Kalkbahn Rekingen der Spühler AG

Das Chalchibähnli vor dem Fabrikgebäude.                                                                   Foto  Slg. E. Trafoier

Hier liegt die Strecke

Rekingen liegt am Rhein östlich von Bad Zurzach.

Geschichte

1888 wurde die Kalkfabrik Rekingen durch Gottlieb Spühler eröffnet nachdem die Familie schon früher in der Ziegelproduktion tätig war. Das Kalkgestein wurde im Steinbruch «Im Stutz» in unmittelbarer Nähe zur Fabrik gebrochen. Ursprünglich wurde der im Steinbruch geförderte Kalkstein mit einer Feldbahn zur Fabrik gebracht. 1910 wurde zwischen dem Steinbruch und dem gegenüber liegenden Talhang eine Lorenseilbahn erstellt, welche über das in der Talmitte stehende Kalksilo lief, wobei die Seilbahnloren automatisch in den Silo entleert wurden.

1913 wurde eine Werkbahn in 600 mm Spurweite und gut 1,3 km Länge zwischen der Fabrik und der SBB Station Rekingen erstellt. Ursprünglich war eine Dampflok tätig, ab ca. 1930 kamen dann Diesellok zum Einsatz.
Der gebrannte Kalk kam hauptsächlich in Säcken zur Auslieferung und wurde in vierachsigen, mit Planen gedeckten Transportwagen zur SBB Station befördert. Die 4 Wagen welche normalerweise im Zug eingestellt waren fassten zusammen 25 Tonnen Kalk was genau der Kapazität des Normalspur-Güterwagens entsprach. Pro Tag wurde zwischen 100 und 25o Tonnen Kalk produziert so dass die Werkbahn bis zu 10 Mal pro Tag zur SBB Station unterwegs war. Jeder Zug wurde durch einen Bremser begleitet der zwei Wagen mit den gegenüber liegenden Handbremsen zu bremsen hatte. In Kipploren wurde von der SBB angelieferter Koks zum Betrieb der Oefen sowie Hochofenschlacke als Beimischung zum Brennprozess zur Fabrik transportiert. Für diese Aufgaben gab es zweri Kompositionen zu je 8 Kipploren. Bei den Kalkzügen war die Lok immer talwärts eingereiht, das heisst die Leerkomposition wurde auf der Fahrt zur Fabrik geschoben. Bei den Lorenzügen war es gerade umgekehrt (Last wurde bergwärts befördert).

Im Steinbruch war zwischen dem Abbaugebiet und der Seilbahnstation ebenfalls eine kurze Lorenbahn im Einsatz welche jedoch bereits 1965 durch einen Radlader ersetzt wurde. Die kleine O&K Diesellok wurde daher als Reservelok auf die untere Strecke versetzt.

1974 wurde die SBB Station Rekingen erweitert wobei auch die Umladeanlagen der Werkbahn erneuert wurden. Auch die Kalkfabrik wurde in mehreren Etappen modernisiert. 1980 wird die Fabrik an den Schmidheiny Konzern verkauft.
Die Verlagerung des Güterverkehrs von der Schiene auf die Strasse brachte auch der Kalkfabrik Veränderungen beim Transportsystem. Die Werkbahn musste 1981 eingestellt werden. Schon wesentlich früher wurde der Koks und die Zuschlagstoffe mit dem Lastwagen zugeführt. Auch der Transport des Kalksteins vom Bruch zur Fabrik wurde von der Seilbahn auf Lastwagen verlagert.
Die Fabrik wurde auch nicht viel älter, 1989 wurde der letzte Kalk gebrannt.

Streckenführung

Von der durch ein Vordach geschützten Verladestelle an der Fabrikhalle bog das Gleis vor dem Mühlibach in Richtung Dorf ab. Seitlich an die Fabrik angebaut gab es einen Lokschuppen und daneben weitere Gleise zur Anlieferung von Koks und Schlacke.
Nach dem Ueberqueren des Baches, bei den obersten Häusern von Rekingen, verlief die Strecke parallel zum naheliegenden Rhein und senkte sich sachte zur SBB Station hinunter wobei kurz vor dem Endpunkt noch die Dorfstrasse überquert wurde. Der Zug machte in einem neben den Normalspurgleisen liegenden Ausziehgleis halt. Nach dem Umlegen der Weiche wurde der Zug entweder zur gedeckten Umladerampe oder aber in eines der beiden Ladegleise für Koks und Schlacke zurückgedrückt. Die Bahn verlief vollständig auf eigenem Trassee.

Streckenskizze                                                               Google Earth

Anlageskizze der Kalkfabrik.

Skizze der Gleisanlage im SBB Stationsbereich

Was blieb erhalten? (Stand 2013)

Ein Teil der Kalkfabrikgebäude wird heute durch einen Gartenbaubetrieb genutzt. Die vor der Fabrik im Asphalt liegenden Gleise und Weichen sind zum grössten Teil noch erhalten und sichtbar. Das zur SBB Station führende Trassee ist zur Hälfte noch erhalten und begehbar, das Gleis jedoch vollständig abgebaut.

Allgemeine Daten

Betriebsaufnahme                     1913
Betriebseinstellung                     1981
Streckenabbruch   ca.                     1990
Streckenlänge                     1,3  km
Spurweite                     600  mm
Grösste Neigung   ca.                      20  0/00
Tiefster Punkt    (SBB Station)                     338  m.ü.M.
Höchster Punkt   (Fabrik)                     352  m.ü.M.
Anzahl Weichen                       9
Kupplungsart            Mittelpuffer / Kette
Betriebsart                    Diesel
V max                      15  km/h
Maximale Fahrzeugbreite                      2,0  m
Gewicht des beladenen Zuges ca.                      50  t
Anstrich:  Lok   O & K  S 10a                  orangegelb
                       O & K  MD2                  dunkelgrau
              Wagen                  dunkelgrau

Bei der hier vorgestellten Bahn handelt es sich um die Transportbahn zwischen Fabrik und SBB Station. Die Lorenbahn vom Steinbruch welche ursprünglich bis zur Fabrik verkehrte, ab 1910 jedoch nur noch bis zur Seilbahnstation, wird hier nicht näher beschrieben.

Rollmaterial

Lok

Typ Baujahr Lieferfirma Länge Gewicht Leistung Bemerkungen
    m      t     PS
S 10a   1926     O&K    3,5      *      * mit Deutz Motor  1)
MD 2     *     O&K    2,7    4,5     22 Steinbruchbahn   2)

1) Die Lok befindet sich in der Ziegelei Schumacher (betriebsfähig).
2) Die Lok wurde nach Betriebseinstellung an eine Baufirma verkauft.

Wagen

Typ Anzahl Baujahr Lieferfirma Länge Achsen Gewicht Ladegewicht
   m      t        t
Flachwagen    4  1930 § R. Aebi & Co  7,27     4      *        7
Kipploren   16     *        *    *     2      *        *
Zisternenwagen    1     *        *     *     2      *        *

§ Daten sind nicht gesichert!

Bilder aus der Betriebszeit

Fotos nach der Betriebseinstellung (Spurensuche 2014)

Noch erhaltenes Rollmaterial

 

 

 

Bei meiner Recherche wurde ich unterstützt von:

Alfred Hidber, Leiter Museum «Höfli» Bad Zurzach
Eduard Trafoier, Werkbahnführer Kalkfabrik