Strecke: Luzern Obergrund – Kriens
Hier liegt die Strecke
Geschichte
1. Teil: Die KLB befördert Personen und Güter 1886 – 1900
Die KLB als eigenständiges Unternehmen
Die Gemeinde Kriens, westlicher Nachbar der Stadt Luzern, mit der dort ansässigen Industrie hoffte auf einen Bahnanschluss durch die in Planung stehende Bern – Luzern Bahn. Aus topografischen Gründen wurde dann jedoch die Linienführung über Littau gewählt.
Da die Metallbaufirma Bell & Cie. (Maschinenfabrik und Brückenbau) dringend einen Bahnanschluss benötigte, wurde auf Initiative von Theodor Bell ein eigenes Bahnprojekt ausgearbeitet. Nach den guten Erfahrungen die die Firma Krauss & Co. München mit dampfbetriebenen, normalspurigen Strassenbahnen gemacht hatte, erteilte man dieser Firma den Auftrag, die Bahn zwischen Luzern Obergrund (dem heutigen Pilatusplatz) und Kriens zu erstellen. Der Ausgangspunkt in Luzern lag an der ehemaligen Zufahrtsstrecke zum alten Luzerner Bahnhof. Zusammen mit der Firma Bell & Cie. erhielten entlang der Strecke weitere Unternehmen einen Bahnanschluss, so die Brauerei Eichhof, Konsumgenossenschaft, Kupferwalzwerk, Ziegelei, Spinnerei und Teigwarenfabrik.
1886 konnte der Bahnbetrieb aufgenommen werden. Zu Beginn wurden 15 Zugpaare als gemischte Personen- und Güterzüge geführt. 1897 kam es zum Halbstundentakt und der Trennung von Personen- und Güterverkehr.
Mit der Eröffnung der Gotthardbahn musste in Luzern ein neuer Bahnhof mit neuen Zufahrtsstrecken erstellt werden. Dabei fiel auch der KLB Anschluss an das SCB Gleis dahin. Als Ersatz wurde das meterspurige Brünigbahngleis 1897 zwischen Luzern und Eichwald zum Vierschienengleis umgebaut und anschliessend eine normalspurige Verbindung nach Kupferhammer erstellt. Auf dieser Strecke verkehrten nun täglich zwei Güterzugpaare. Die Strecke Obergrund (Pilatusplatz) – Kupferhammer diente fortan nur noch dem Personenverkehr.
Streckenführung
In Obergrund (Pilatusplatz) wurde mit einer Drehscheibe die Verbindung zum SCB Rangiergleis hergestellt. Die KLB Reisenden hatten den kurzen Weg zwischen dem alten Luzerner Bahnhof und der KLB Station Obergrund zu Fuss zurückzulegen.
Die Strecke zwischen Obergrund und Kriens lag beinahe auf der ganzen Länge im Strassen- Planum, mit Ausnahme der Güteranlage Kupferhammer und der Station Kriens mit dem Depot.
In den zum Teil weitläufigen Industrieanlagen wurden die einzelnen Gebäude ebenfalls mit Drehscheiben erschlossen. So waren es im Areal der Brauerei Eichhof nicht weniger als vier Stück. Im Lauf der Jahre gab es immer wieder Streckenverschiebungen bei den Fabrikgleisen und in der Rangieranlage Kupferhammer.
Die Verbindungsstrecken zur Brünigbahn zwischen Kupferhammer und Eichwald beziehungsweise Rösslimatt waren vollständig auf Eigentrassee.
Die Station Kriens besass drei Gleise sowie zwei Gleise zum Lokschuppen. Von der Station Kriens führte ein Anschlussgleis zur Firma Bell & Cie. sowie zur Teigwarenfabrik.
Streckenführung 1886 – 1897
Allgemeine Daten
Betriebsaufnahme Strecke: | |
Kriens – Luzern Obergrund (Pilatusplatz) | 25.10.1886 |
Kupferhammer – Eichwald | 1897 |
Kupferhammer – Zeughaus | 1971 |
Kupferhammer – Rösslimatt | 1973 |
Umbau auf Dreischienengleis: | |
Kupferhammer – Kriens (Tramlinie) | 1900 |
Einstellung Personenverkehr KLB | 1900 |
Betriebseinstellung Strecke: | |
Kupferhammer – Luzern Obergrund | 1900 |
Kupferhammer- Kriens | 1998 |
Kupferhammer – Eichwald | 1973 |
Kupferhammer – Rösslimatt | 31.12.2009 |
Streckenabbruch: | |
Kupferhammer – Luzern (Umspurung) | 1900 |
Kupferhammer – Eichwald | 1974 |
Kupferhammer – Kriens | 2004 |
Kupferhammer – Rösslimatt / Zeughaus | 2013 |
Streckenlänge: | |
1886 – 1897 (ohne Anschlussgleise) | 2,5 km |
1897 – 1900 | 2,8 km |
1900 – 1973 | 1,6 km |
1973 – 2009 | 2,0 km |
Länge der Anschlussgleise | ca. 4,0 km |
Strassenstrecken | 1,2 km |
Spurweite | 1435 mm |
Grösste Neigung | 34 0/00 |
Anzahl Weichen | ca. 18 |
Tiefster Punkt der Strecke | 438 m.ü.M. |
Höchster Punkt der Strecke | 491 m.ü.M. |
Depot / Werkstätte | Kriens Station |
Betriebsart: | |
Dampf | 1886 – 1926 |
Elektrisch | 1926 – 1968 |
Diesel | 1968 – 2009 |
Stromsystem | Gleichstrom |
Spannung | 1200 V |
Personalbestand 1886 / 1960 | 13 / 5 |
Beförderte Güter 1963 | 45 316 t |
Beförderte Güterwagen 1963 | 3589 |
Die Personenwagen der KLB besassen Mittelpuffer. Die ersten Triebfahrzeuge waren mit Mittelpuffer sowie den beiden Seitenpuffer ausgerüstet. Wieso die Personenwagen mit Mittelpuffer geliefert wurden ist nicht bekannt.
Rollmaterial
Triebfahrzeuge
Typ | Nr. | Baujahr | bei KLB seit | Hersteller | Länge | Gewicht | Leistung | |
E 2/2 | 1 – 2 | 1886 | Neu | Krauss | 5,45 m | 12 t | 60 PS | 1) |
E 2/2 | 51 | 1891 | 1896 | SLM | 7,12 m | 18 t | * | 2) |
E 3/3 | 1 | 1909 | Neu | Maffei | 8,13 m | 31 t | 250 PS | 3) |
E 3/3 | 2 | 1897 | 1912 | SLM | 7,44 m | 23 t | 370 PS | 4) |
Ee 4/4 | 1 | 1917 | 1926 | SIG/AEG | 9,30 m | 26 t | 200 PS | 5) |
Em 2/2 | 1 | 1965 | 1968 | MaK | 8,90 m | 45 t | 340 PS | 6) |
Em 4/4 | 35 | 1979 | Neu | FAUR | 11,45 m | 50 t | 500 PS | 7) |
Tm | 36 | 1998 | Neu | ZEPHIR | 6,64 m | * | 265 PS | 8) |
1) Nr. 1 1905 an Giesserei Bern, Nr. 2 an Werk Chippis.
2) 1896 von SOB, 1912 an Gaswerk St. Gallen.
3) 1926 an SBB, E 3/3 Nr. 8651, 1933 an Von Roll Klus Nr. 1, 1975 an OeBB.
4) 1912 von STB, 1926 an SBB, Ed 3/3 Nr. 8652, 1933 an Zementfabrik St. Maurice.
5) 1926 von WM, 1968 Abbruch.
6) 1968 von Jülicher Kreisbahnen. 1979 an RM.
7) 1998 an Lokservice Burkhardt.
8) Zweiwegefahrzeug, 2007 an Josef Meyer JMR.
Wagen
Typ | Nr. | Baujahr | Hersteller | Gewicht | Plätze 3. Kl. | |
(B)C | 1 | 1886 | MAN | 5,2 t | 28 | 1) |
C | 2 | 1889 | MAN | 5,2 t | 32 | 1) |
C | 3 | 1887 | MAN* | 5,7 t | 32 | 1) |
F | 4 | 1886 | *MAN | 5,0 t | —- | 2) |
M6 | 11 – 13 | 1906 | SWS | * | —- | Abbruch 1966 |
K2 | 1 – 4 | 1906 | SIG | * | —- | Abbruch 1966 |
1) Verkauf an SATP Neapel 1906
2) Verkauf an Werk Chippis 1906
Bilder aus der Betriebszeit 1886 – 1900
2. Teil: die KLB wird an die Stadt Luzern verkauft
Betrieb als reine Güterbahn 1900 – 1997
Nach 1890 reifte in der Stadt Luzern das Projekt einer meterspurigen, elektrischen Trambahn mit einem Streckenast nach Kriens. Da ein gemischter Betrieb einer Normalspur- sowie einer Schmalspurtramway nicht rationell geführt werden konnte, entschloss sich die Stadt Luzern die KLB zu übernehmen und bis Kriens eine meterspurige Tramstrecke zu erstellen.
Ab 1900 fuhr die elektrische Strassenbahn bis Kriens. Die KLB wurde mit diesem Datum der Trambahn Luzern TrL einverleibt und existierte somit als selbstständige Unternehmung nicht mehr. Dessen ungeachtet wurde die Bezeichnung KLB der Güterbahn weiterhin geführt. Die Strecke Luzern Obergrund (Pilatusplatz) – Kupferhammer wurde auf Meterspur umgebaut und die noch dem Güterverkehr dienende Strecke Kupferhammer – Kriens zum Dreischienengleis erweitert. Da die KLB zwischen Kupferhammer und Kriens nun unter der Tramfahrleitung verkehrte, entschloss man sich 1926 den elektrischen Betrieb einzuführen. Die noch mit Dampf betriebene Brünigbahn lehnte die Installation einer Fahrleitung zwischen Luzern und Eichwald ab und so musste die SBB die Ueberfuhrzüge zwischen Luzern und Kupferhammer übernehmen, vorerst mit Dampflok, später mit Diesellok. Somit verblieb der KLB nur noch das Teilstück Kupferhammer – Kriens mit den Anschlussgleisen.
Als 1961 bei Kriens die Autobahn eröffnet wurde kam es zu grösseren Streckenverschiebungen der KLB bei Kupferhammer. Aus diesem Grunde und weil das einzige elektrische Triebfahrzeug langsam in die Jahre kam, wurde beschlossen auf Dieseltraktion umzustellen. Ebenfalls 1961 stellten die Luzerner Verkehrsbetriebe ihren Trambetrieb ein.
Infolge der Strassenbauten war es nicht mehr möglich das Zeughaus direkt ab der Brünigstrecke zu bedienen, daher wurde 1971 eine neue Verbindung zum Kupferhammer erstellt.
1973 folgte eine weitere Streckenanpassung indem das Verbindungsgleis zwischen Brünigbahn (Eichwald) und Kupferhammer infolge Strassenbauten aufgegeben werden musste. Als Ersatz wurde das Vierschienengleis bis Rösslimatt verlängert und von da ein Normalspurgleis nach Kupferhammer erstellt.
Nachdem mehrere KLB Anschliesser ihre Transporte auf die Strasse verlegten wurde der Betrieb der Güterbahn defizitär. Die Stadt Luzern verkaufte daher die Bahn an eine Betriebsgenossenschaft.
Die Verbindungsstrecken zur Brünigbahn.
- Verbindungsstrecke Kupferhammer – Eichwald (Brünigbahn) 1897 – 1973
- Verbindungsstrecke Kupferhammer – Rösslimatt (Brünigbahn) 1973 – 2009
- Neue Anschlussstrecke Zeughaus.
Gleisplan im Bereich Kupferhammer / Rösslimatt.
3. Teil: Die KLB wird an eine Genossenschaft verkauft
Auf den 1.11.1997 wird die KLB in die eigenständige KLB-Betriebsgenossenschaft ausgegliedert. 1998 wurde die Konzession für die Strecke Kupferhammer – Kriens wegen fehlendem Güteraufkommen aufgehoben. Es verblieb der Bahn also nur noch die Strecke Rösslimatt – Kupferhammer und die Anschlussgleise.
1998/99 verlängert die IGG-Industrie-Geleise-Genossenschaft Horw – Kriens das Vierschienengleis bis Horw und erstellt anschliessend ein Normalspurgleis bis Ennethorw. Die KLB übernimmt die Transportaufgaben. Für diesen stark reduzierten Betrieb wurde 1998 ein Zweiwegefahrzeug angeschafft und die Diesellok verkauft.
2004 fanden auf dem grösstenteils in der Strasse liegenden Abschnitt Kupferhammer – Kriens die letzten Fahrten mit Dampfzügen und Publikumsbeförderung statt.
2007 wurde das Zweiwegefahrzeug verkauft, die Transporte übernahm die SBB. Die Brauerei Eichhof verlegte die Transporte auf die Strasse und das Verteilzentrum Coop wechselte den Standort.
2009 wird die Strecke Rösslimatt – Kupferhammer eingestellt.
Damit ist die eigentliche KLB Geschichte, die ja in Wirklichkeit ab 1900 eine Güterbahn der Stadt Luzern war, zu Ende.
Bilder aus der Betriebszeit 1900 – 2009
Kriens Station und Anschlussgleis Bell & Cie.
Kriens Station – Kupferhammer
Kupferhammer – Rösslimatt 1973 – 2009
Abzweigung Verbindungsstrecke Eichwald – Kupferhammer 1897 – 1973
Personenzüge und Abschiedsfahrten
Was blieb erhalten? Stand 2015
Noch gibt es durchaus Erinnerungen an die KLB. Beim Kupferhammer, unter der Autobahnbrücke ist noch das Schotterbett der ehemaligen Güteranlage, die Laderampe sowie ein kurzes Stück Eigentrassee in Richtung Kriens sichtbar. Auf dem Vorplatz der Brauerei Eichhof liegen noch die Gleise. Auf der Strecke Kupferhammer – Rösslimatt liegt noch grösstenteils das Schotterbett. Vor dem ehemaligen Zentrallager Coop liegen auch noch Gleisreste.
In der Strasse zwischen Kupferhammer und Kriens wurde das Dreischienengleis vollständig entfernt. Im abseits der Strasse liegenden Gebiet von Station und Depot in Kriens liegt sogar noch ein Teil der Gleisanlagen. Auch das «Statiönchen» mit Güterschuppen sowie die Lokremise mit Wagenschopf stehen noch. Die Gleise zur ehemaligen Teigwarenfabrik liegen ebenfalls noch in der Strasse.
Bis zum Areal der ehemaligen Maschinenfabrik Bell & Cie. liegt noch grösstenteils das Gleis, teilweise zum Gehweg ausgebaut.
Fotos nach der Betriebseinstellung (Spurensuche 2015)
Station Kriens und Anschlussgleise
Die Verbindungsstrecke Kupferhammer – Rösslimatt (Brünigbahn)
Rollmaterial das bei andern Bahnen oder Museen erhalten blieb
Literatur
100 Jahre Kriens – Luzern Bahn, P. Stäuble
Schweiz. Verkehrsstatistik 1963, Amt für Verkehr