Strecke: Herisau – Winkeln
Hier liegt die Strecke
Geschichte
Bereits bei der Planung der Appenzeller Bahn (damals noch Schweizerische Lokalbahnen, SLB) war man sich nicht einig ob der Ausgangspunkt in Winkeln oder Gossau, beide an der Hauptstrecke Zürich – St. Gallen, sein sollte. Das Argument dass wohl die meisten Reisenden Richtung St. Gallen fahren würden überzeugte und der Ausgangspunkt kam nach Winkeln das näher bei St. Gallen liegt. Die Stadt St. Gallen als Ausgangspunkt kam nicht in Frage weil das Ueberqueren des tiefen Sittertales eine sehr grosse Brücke bedingt hätte. (Diese Sitterbrücke wurde dann Jahrzehnte später durch die Bodensee-Toggenburg Bahn BT, erbaut).
Mit der Eröffnung der Bodensee-Toggenburg Bahn BT, 1910, gelangten die Fahrgäste aus dem Appenzellerland nun ab Herisau mit der BT wesentlich schneller nach St. Gallen. Der AB Strecke Winkeln – Herisau verblieben dadurch nur noch Reisende aus und in Richtung Zürich sowie der Lokalverkehr. Als dann die SBB der AB mitteilten dass sie Ihre Schnellzüge nicht mehr in Gossau und dem daneben liegenden Winkeln anhalten könne und folgedessen den Halt dem wichtigeren Gossau zuordne, drohte die AB mit ihrem SBB Anschluss total ins Leere zu laufen. Die AB wurde daher beim Bund vorstellig und forderte eine neue Linie nach Herisau welche von Gossau auszugehen habe. Pläne für diese Strecke waren ja noch von der Bahngründung her vorhanden. Dem Wunsch wurde in der Folge entsprochen und 1913 konnte die neue Strecke dem Betrieb übergeben werden. Die alte Linie wurde auf denselben Zeitpunkt ausser Betrieb gesetzt und abgebrochen.
Die Station Herisau der AB war ursprünglich ein Kopfbahnhof und lag viel näher beim Zentrum im Wiesental. Als der Bau der Bodensee-Toggenburg Bahn BT, beschlossen wurde, musste für die AB ein neuer Durchgangsbahnhof parallel zu demjenigen der BT erstellt werden.
Streckenführung
Ausgangspunkt der AB war die nahe bei St. Gallen liegende SBB Station Winkeln. Auf dem Bahnhofplatz war eine bescheidene Gleisanlage mit Ladegleis am SBB Güterschuppen. Die AB besass hier keine eigenen Gebäude. In kurvenreicher Fahrt und grosser Steigung ging’s zum Gübsensee und von da mit einer langgezogenen Kurve westwärts zum AB Bahnhof Herisau. Etwa in Streckenmitte wurde noch ein kurzer Tunnel durchfahren. Weitere nennenswerte Kunstbauten waren nicht vorhanden. Vor Herisau, oberhalb des alten Zolls, mündet nun die neue Strecke von Gossau in das bestehende Trassee ein. Ein Jahr vor der Neubaustrecke wurde die neue AB Durchgangsstation gegenüber dem BT Bahnhof Herisau in Betrieb genommen.
Die Fahrzeit betrug 15 Minuten.
Was blieb erhalten? Stand 2007
Ein grosser Teil der alten Strecke blieb als Flur- und Wanderweg erhalten. Selbst der Tunnel wird noch benutzt. In Winkeln allerdings ist von der ehemaligen Strecke nichts mehr übrig geblieben. Durch den Bau einer Umfahrungsstrasse mit Unterführung der SBB Gleise wurde das Gelände total verändert. Etwas oberhalb wird das ehemalige Bahntrassee im Wiesland sichtbar, wenn auch zum Teil leicht eingeebnet. Ab dem zum Gübsensee führenden Weg bis zum alten Zoll ist das ehemalige Trassee durchgehend als Wanderweg erhalten.
Bahnwandern 2007
Im Bhf Herisau gehen wir durch die Unterführung nordwärts zur Hauptstrasse und folgen dieser in östlicher Richtung. Nach 200 Meter kommen wir zum Bahnübergang der Appenzellerbahn. Während das AB Gleis links der Strasse verläuft haben wir auf der rechten Seite einen von der Strasse abgetrennten Fuss- und Veloweg. Dies ist die alte Bahnstrecke nach Winkeln. Bald einmal verschwindet das AB Gleis in einer Linkskurve in einen Tunnel und strebt Gossau zu. Unser Trassee liegt weiterhin parallel zur SOB Strecke, allerdings bereits etwas tiefer und zieht Richtung Gübsensee. Bald schon gelangen wir zum kurzen Tunnel in einem Waldabschnitt. Kurz vor dem Stausee dreht das Trassee gegen Norden und beim Strässlein welches vom Gübsensee kommt ist die Trasseewanderung zu Ende. Der weitere Verlauf der alten Strecke kann im Wiesland noch verfolgt werden. Wir gelangen nun auf Nebenstrassen nach Winkeln.
Wanderzeit: 1 Stunde.
Allgemeine Daten
BetriebsaufnahmeStrecke: | ||
Winkeln – Herisau | 12.04.1875 | |
Betriebseinstellung Strecke: | ||
Winkeln – Herisau | 1.10.1913 | |
Streckenabbruch | anschliessend | |
Ersatzbetrieb | neue Strecke ab Gossau | |
Streckenlänge | 4,5 km | |
Spurweite | 1000 mm | |
Kleinster Radius | 90 m | |
Grösste Neigung | 35 0/00 | |
Stationen und Haltestellen aufgehoben | 1 | |
Tiefste Station (Winkeln) | 655 m.ü.M. | |
Höchste Station (neuer Bhf Herisau) | 745 m.ü.M. | |
Anzahl Tunnel | 1 | |
Anzahl Brücken (über 2 m Länge) | 1 | |
Betriebsart | Dampf | |
Anzahl Zugspaare | 11 |
Stationen und Haltestellen
Name | Bahn km | Höhe m.ü.M. | HG | NG | Bemerkungen |
Winkeln (AB) | 0,0 | 655 | 2 | 4 | |
Herisau | 4,5 | 745 | noch in Betrieb |
HG = Hauptgleise, NG = Nebengleise
Bilder aus der Betriebszeit
Fotos nach der Betriebseinstellung (Spurensuche 2007)
Literatur
100 Jahre Appenzeller Bahn, AB Eigenverlag
Bahnen ins Appenzellerland, Motorbuch Verlag
Schweiz. Eisenbahnstatistik 1910, Amt für Verkehr
Schienennetz Schweiz, AS Verlag
Aufgehobene Bahnen in der Schweiz, VRS Verlag